Killer Mike – Big Beast (Track)

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»Like Def Jam circa ’83 you get RUSHED.«

Wir schreiben das Jahr 2012. Trouble, Bun B, T.I. und Killer Mike rappen zusammen auf einem Beat von El-P. Ja, verdammt: El Producto. Der Typ, der vor 15 Jahren der gesamten Industrie den Mittelfinger zeigte, indem er zusammen mit zwei anderen New Yorker B-Boys namens Bigg Jus und Mr. Len das großartigste Indie-Rap-Manifest der Neunziger aufnahm. Seit jeher bestehen die von ihm gemalten Klangwelten aus lärmigen Drums (man denke: Ced Gee, Scott La Rock, Bomb Squad) und kühlem Proto-Techno (man denke: Vangelis, Philip Glass, Giorgio Moroder). El-P ist ein Schüler der mittleren bis späten Achtziger. Er findet Soulsamples käsig, jede andere Stadt außer New York provinziell und nennt seine Platten beispielsweise »I’ll Sleep When You’re Dead«. Der Song, den er für Trouble, Bun B, T.I. und Killer Mike produziert hat, heißt »Big Beast«.

El-P selbst stellte heute morgen klar, dass »Big Beast« keine Samples beinhaltet, sondern eine »homage to that classic bomb squad synth shit« sei. Genau so klingt das Ungetüm tatsächlich auch. Der Toningenieur Joey Raia, der das Biest gemischt und gemastert hat, sprach sich sicherheitshalber vorab schon mal von jeder Verantwortung für durchgebrannte Subwoofer frei. Die fiese Bassline kennt man aus »Public Enemy No. 1«, die Shocklee-Brüder wiederum hatten sie aus dem JB’s-Stück »Blow Year Head« geliehen. Die donnernde 808 ist eine Referenz an Mantronix. Die außer Kontrolle geratenen Hi-Hats offenbaren allerdings auch neuere Einflüsse, konkret die von den Heatmakerz und Araabmuzik geprägte Dipset-Ära, auf die sich El-P zuletzt immer wieder als Inspiration bezog.

Der Beat ist nicht weniger als ein intelligentes Mosaik der letzten 30 Jahre Ostküsten-HipHop, die MCs stammen jedoch allesamt aus dem Süden. Von Strophe zu Strophe gibt es eine deutliche Steigerung zu verzeichnen: Nachdem der DTE-Rapper Trouble den Track halbwegs unspektakulär eröffnet, besteigt Houston-O.G. Bun B das wilde Gerät mit der Gelassenheit eines professionellen Rodeoreiters. T.I. zeigt sich sogar in noch besserer Form mit unfassbaren Lines wie: »Trap nigga fantasy/record full of felonies/searching for a better me/but choppers go off in my hood like Iraq, Cuba, Tel Aviv.« Und wenn zuletzt Killer Mike mit einer klassischen BDP-Referenz einsteigt (»Wadadadang/wadadadadang/listen to my triple .45 go bang!«), dann ist einfach mal alles vorbei. Das letzte Mal, dass ich eine ähnliche Euphorie bei einem thematisch so unfokussierten Posse-Cut spürte, war der Tag, an dem »Swagger Like Us« leakte. Wenn das komplett von El-P produzierte Killer Mike-Album »R.A.P. Music« (steht für »Rebellious African People Music«) auch nur ansatzweise das Niveau von »Big Beast« halten kann, haben wir es hier mit einem klaren Jahresbestlistenanwärter zu tun.

Nach einem halben Tag voller ähnlich leidenschaftlicher Komplimente (die El-P aus Prinzip niemals retweetet: »must…. live.. by… code…«) ließ der als griesgrämig und zynisch verschriene Produzent doch noch einen versöhnlichen Kommentar verlauten: »2012 and songs like big beast are happening and being appreciated. as a life long hip hop fan i feel excited about that.« Unterschrieben.

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Tracklisting von »R.A.P. Music«:

01 Big Beast (feat. Bun B, T.I. & Trouble)
02 Untitled (feat. Scar)
03 Go!
04 Southern Fried
05 Jo Jo’s Chillin
06 Reagan
07 Don’t Die
08 Ghetto Gospel
09 Butane (Champion’s Anthem) (feat. El-P)
10 Anwhere But Here (feat. Emily Panic)
11 Willie Burke Sherwood
12 R.A.P. Music

(scs)

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