Kid Cudi – Passion, Pain and Demon Slayin’ // Review

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(Republic Records / Universal)

 

Wertung: Zweieinhalb Kronen
In Kid Cudis Haut will man nicht stecken. Der Rapper, der unter Kanye Wests Aufsicht Ende der Zweitausender zur Hook-Allzweckwaffe aufstieg, spielt heute außerhalb seines loyalen Fankreises nur noch peripher eine Rolle. Aus der Messiasfigur, die mit ihrem einfühlsamen Indie-Rap auch die coolen Skinny-Jeans-­tragenden Kids für HipHop begeisterte, wurde über die Jahre ein trauriger Clown, der sich auf mehreren Alben mit Plastikgitarrensound und selbst­zerstörerischer Grunge-Attitüde in die Irrelevanz jammte. Nun hat er sich von den ­Drogen verabschiedet und tauscht für sein sechstes Album die Gitarren wieder gegen käsige Synthesizer und betagte Drum Machines – und für eine Sekunde klappt es auch wieder. Auf dem Steeldrum-House-Hit mit André 3000 »By Design« wähnt man sich in wohligen »Man On The Moon«-Zeiten. Jene Pop-Ambition verhilft auch dem Mut zusprechenden »Rose Golden« und dem Synthie-Gezeter »Baptised in Fire« zu alter Größe – bis einem auffällt, dass Cudi in diesen Songs deshalb positiv auffällt, weil er einen kompetenten Featuregast mitbringt. Auf dem Rest der monströsen 86 Minuten zeigt er trotz solider Produktion wieder, warum Kid Cudi als Solokünstler nicht mehr funktioniert. »Passion, Pain and Demon Slayin’« erweist sich nicht als Album, sondern als eine aufgeblähte Ansamm­lung leerer Filler und netter Featureparts. Sein erbitterter Kampf mit Drogen und Depressionen räkelt sich auf der Oberfläche, verkommt lediglich zum Accessoire. Kid Cudi leidet am Mikrofon, er verkrampft aber zwischen Arroganz und Selbsthass. Seine »Songs« sind keine, sie ähneln Sandsäcken. Auf 19 Tracks kann man Zeuge werden, wie sich Kid Cudi selber in Drei-Minuten-Abständen malträtiert. Und trotz seiner Selbstkasteiung kommt man der Person Scott Mescudi nicht näher. Cudi ist wütend, aber hinter dieser Wut steckt nichts als Mimikry. Cudi will immer einen Schritt weiter sein, so clever sein wie Kanye, eben auch so mühelos zwischen kaputtem Genie und Pop-Hymnen switchen. Einmal zu den ganz großen leidenden Künstlern gehören, das wär’s doch.

Text: Lukas Klemp

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