Karate Andi: »Mir ist egal, ob die Leute das verstehen oder nicht. Hauptsache, sie lachen!« // Interview

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Ist der Albumtitel »Turbo« eigentlich eine Referenz an den gleichnamigen Film der holländischen Vulgärkomiker New Kids?
Nee, gar nicht. Mir ist erst später aufgefallen, dass es einen Film von diesen Mongos gibt. (grinst) Judas Priest, die Metal-Band, hat auch ein Album, das so heißt. Aber da kann man im Nachhinein ja immerhin behaupten, dass sie es von uns geklaut haben.

Wieso der Mofa-Look? Hast du selbst eine Maschine?

Klar, ich hab jahrelang auf dem Mofa gelebt, behiehungszweise aus dem Koffer, den ich hinten draufgeschnallt hatte. Deshalb wollte ich unbedingt einen Mofa-Track machen. Durch meine Adern fließt kein Blut, durch meine Adern fließt Mofaöl. Das kriegst du aus mir nicht raus.

Diese blöden Formulierungen, die von Rappern erfunden werden, gehen mir eh voll gegen den Strich. Soll man einfach machen. Scheiß auf Regeln!

Während der Entstehung deines Debütalbums hast du das Buch »On The Road« von Jack Kerouac gelesen. Gab es diesmal Literatur, die dich inspiriert hat?
Nee, nach »Pilsator Platin« hab ich so viel gesoffen, dass ich das Lesen verlernt hab. Ich hab ein Buch aufgeschlagen und es versucht, aber gemerkt, dass ich Zahlen und Buchstaben nicht mehr auseinanderhalten kann. Dumm gelaufen. (grinst) Das ist auch ziemlich blöd, wenn ich U-Bahn fahre und die Zahlen nicht lesen kann. Deshalb steig ich immer in die falsche Bahn ein.

Aber schreiben kannst du noch. Oder ist das alles gefreestylt?
Alles Freestyle, kompletter Jay-Z-Modus. Immer.

Wieso hat es trotzdem noch zwei Jahre gedauert, bis »Turbo« fertig war?
Ich war ja im Knast, und da ist es unmöglich, Texte zu schreiben. (schmunzelt) Das haben auch schon 2Pac und Gzuz gesagt. Dann reih ich mich doch in die Riege ein. Dort hat man ganz andere Probleme: wie man an Tabak kommt oder dass man mit dem Arsch an der Wand schlafen muss. Durch gute Führung bin ich schon nach anderthalb Jahren rausgekommen, und dann hab ich das Album halt schnell zusammengekloppt.

Zwingt dich Selfmade, eine Box zum Album zu machen?
Nö, ich hatte echt Bock darauf. Ich wollte zuerst in jede Box einen Finger von mir packen, bis das Label meinte, dass sie mehr als zehn Boxen gemacht haben. Wir haben uns dann doch noch ein paar lustige Gimmicks einfallen lassen. Eigentlich war die Idee, die Original Karate-Andi-Seife in die Box zu geben. Damit man sich, nachdem man das Album gehört hat, reinwaschen kann von dem Schmutz, den man davor ertragen musste.

Hat nicht geklappt?
Nein, wir hatten dann leider Stress mit dem Seifenhersteller, der an dieser Stelle nicht gennant werden darf – da läuft auch gerade noch eine Verhandlung. Richtige Bastarde. Scheiß auf die Seifenindustrie!

Berliner sind für ihre direkte Art und ihren Humor bekannt. Wie kam deine ironische Art hier an, als du hergezogen bist?
Mein Humor wird ja immer nur als Ironie ausgelegt, das versteh ich gar nicht. Eigentlich meine ich das alles ernst. Mittlerweile ist mir egal, ob die Leute das verstehen oder nicht. Hauptsache, sie lachen!

Aber ein Zyniker bist du schon?

Was heißt das? Nee, ich würde meinen Humor als wachrüttelnd, aufklärerisch bezeichnen. Ich sehe mich ja eher wie den Christoph Kolumbus des Deutschraps: immer auf der Suche nach Neuland. (grinst)

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