JUICE #145 ab 16.08. am Kiosk

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DIE THEMEN DER JUICE AUSGABE #145

Titel: Max Herre – HipHop ist zurück
Max Herre rappt wieder. Er wird nächstes Jahr 40 Jahre alt. Mit seiner ganz eigenen Mischung aus Coolness und Integrität zeigt er seiner eigenen, aber auch nachfolgenden Generationen, wie man in Würde mit HipHop älter werden kann, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Klar, da war vor ein paar Jahren dieses traurige Neofolk-Album, das keiner außer ihm so richtig mochte. Aber Max hat zum Rap zurückgefunden und gibt sich hungrig wie 2004, als er die Single von seinem ersten Soloalbum mit den Worten eröffnete: »Ich fühl mich wieder wie 19!« Man nimmt es ihm immer noch ab. Vor allem, weil sein drittes Soloalbum »Hallo Welt!« genau die Platte ist, die wir immer von ihm hören wollten.

HipHop ist zurück. In Deutschland mit Marteria, Casper, Cro und vielen anderen. Und auch wieder bei Max Herre.

Nas – Reminder
In depressiven Phasen neigen Künstler zu kreativen Höhenflügen. Aber wer hätte gedacht, dass sich Herzschmerz und Rechnungen so positiv auf Nasir Jones’ Schaffen auswirken? Die Welttournee mit Damian Marley plus die dramatische Scheidung von Kelis zeigen auf »Life Is Good« eine geradezu bipolare Wirkung. »Distant Relatives« sorgte für eine neue Weltsicht und die nötige Gelassenheit, das New Yorker Gerichtsurteil und die sportlich ambitionierten Unterhaltsforderungen für erfreulich häufige Konzerttermine in Europa und ausgedehnte Aufenthalte in diversen Tonstudios. Der Cashflow muss schließlich stimmen, sonst meckert die Richterin. JUICE-Redakteur Ndilyo Nimindé hat ausführlich mit Nas gesprochen.

Action Bronson – Well Done
Anfangs war Action Bronson lediglich ein New Yorker True-School-Verfechter mit Ghostface-Killah- Stimme. Doch mittlerweile ist der jüdisch-albanische MC-slash-Koch aus Flushing, Queens zum Szene- liebling auf der Höhe der Zeit geworden. Hipster Blog-Instanzen lieben ihn für seinen Hang zur Absurdität, Echthalter feiern ihn für seine Referenzen an die Zeit, als man in New York noch im Champion-Hoodie vor der brennenden Mülltonne cypherte, und in der Industrie konnte der 260-Pfund-Mann durch sein weitverzweigtes Netzwerk aus einflussreichen Impulsgebern überraschend schnell Fuß fassen. Neunziger- Nostalgiker, Rap-Gourmets, Szene-A&Rs, Hipster-Rap-Fans – Action Bronson ist für alle da.

Joey Bada$$ – Die Goldene Ära
Joey Bada$$ ist ein echter Rapper. Das merkt man nicht nur daran, dass er zu spät zum Interview­ termin erscheint. Vor allen Dingen merkt man es an seinen hochdosierten Reimkonzentraten, die er so mühelos auf jeden Beat ballert, dass die Klassenstreber vor Neid erblassen. Klasse ist ein gutes Stichwort, denn es gibt noch einen weiteren Grund, warum es mich nicht überrascht, dass ich etwas länger auf ihn warten muss – ein Grund, der auch den zweiten Teil der Erklärung liefert, warum jedes einzelne HipHop-­Medium diesem Kerl derzeit so viel Beachtung schenkt: Joey Bada$$ ist erst 17 Jahre alt. Der JUICE-Autor Anthony Obst traf Joey Bada$$ mit seiner Pro Era-Crew in New York.

Wiz Khalifa – Black Hippie
Was wurde »Rolling Papers« verrissen. Teils zu Unrecht, denn nervige Sellout-Vorwürfe hätte man Wiz Khalifa – wenn überhaupt – bei seinem ersten Major-Gehversuch 2007, mitsamt Eurodance-Single, machen können. Der süßliche Rauch seines schwarz-gelben Welthits ist mittlerweile verweht, seine charakteristische Lache hat Wiz aber noch lange nicht verloren. Im Gegenteil. Ist er doch da angekommen, wo er immer hinwollte – im Stadion. Mit der Taylor Gang, seiner mittelmäßig vielversprechenden Entourage, liefert er sorglosen Popcorn-Rap, verlobt sich nebenbei mit Kanyes Ex und dreht Filme mit Snoop Dogg.

Freunde von Niemand – Kampfsport und Branntwein
Auferstanden aus den Ruinen seiner vorherigen Labels hat Adlerjunge Vega mit Freunde von Niemand ein schlagkräftiges Team um sich formiert. Bereits mit seinem zweiten Soloalbum »Vincent« knackte der Frankfurter MC die Top 5 der deutschen Albencharts. Ausgestattet mit einigen weiteren hoffnungsvollen Deutschrap-Talenten und einem jungen Manager, der gerne aneckt und sich selbst in den Mittelpunkt des Geschehens rückt, konnte sich das Indie- Label in jüngster Vergangenheit einen Verlagsdeal mit dem Major-Riesen EMI Music Publishing sichern und somit die Weichen auf lang fristigen Erfolg stellen. Ein paar Hipster-Diskussionen und Blog-Fehden später steht der erste Label- Sampler »Willkommen im Niemandsland« vor der Tür. Die Demarkationslinie ist klar abgesteckt. Man gibt sich offener, als es der Labelname vermuten lässt, aber am Ende des Tages bleibt man lieber unter sich. JUICE traf die Crew an einem Sommerabend auf Vegas Terrasse, um den Status quo des jungen Labels zu beleuchten.

36 Clan – Welcome to Kreuzberg City
Mythos Kreuzberg: Vor dem Mauerfall der gefährlichste Stadtbezirk Deutschlands, direkt an der Grenze, ein Mekka für Kriegsdienst- und sonstige Verweigerer, für Rebellen aller Art, die sich nicht der bundesdeutschen Gesellschaft anpassen wollten. Taugenichtse, Ökos und Migranten, die den einstigen Arbeiterbezirk mit neuem Leben füllten. Nach der Wende dann der Aufstieg (oder Abstieg) zum Szene-Kiez, zur Partymeile der Weltjugend, zum Ballermann von Berlin. Diese Veränderungen sind auch an den 36 Boys, der wohl berühmtesten Straßengang Deutschlands, nicht spurlos vorübergegangen. Juice-Autor Oliver Marquart ist mit den 36ern durch Kreuzberg gezogen.

Mach One – Selbst ist der Mach
Mach One – in der Berliner HipHop-Szene weckt dieser Name Assoziationen. So gut wie jeder kennt eine Geschichte über diesen Mach, der sich seit den späten Neunzigern zunächst als Writer, dann als Rapper einen Namen machte. Manche schimpfen ihn einen Junkie, manche nennen ihn einen Poeten. Jeder kennt ihn, jeder hat eine Meinung zu ihm und doch fliegt er außerhalb der Stadt bis heute unter dem Radar. Sein letztes Soloalbum »Das Meisterstück Vol. 1 – Guter Rap gedeiht im Dreck« erschien vor beinahe sieben Jahren. Seine Fans haben ihm dennoch bis heute die Treue gehalten. Zurecht. Mach One war und ist eine der relevantesten Stimmen des Berliner HipHops. Düster, verdrogt, selbstironisch, entwaffnend ehrlich. Zeit für einen Blick auf das Leben eines Mannes, der sich der Welt als Solokünstler einst als »Jung und kaputt« vorstellte.

Reimliga Battle Arena – Grundausbildung
Seit 1998 haut man sich in der Reimliga Battle Arena – kurz: RBA – online die Parts um die Ohren. Viele große Namen haben ihre Wurzeln in der Plattform, dennoch hat die breitere Öffentlichkeit sie bislang kaum zur Kenntnis genommen. Zeit für ein erstes Resümee.

Blokkmonsta – Hol doch die Polizei!
Dass seine Musik so ziemlich das Härteste ist, was deutscher Rap zu bieten hat, das hat Blokkmonsta von höchst offizieller Stelle bestätigt bekommen: Als Antwort auf das, was der Berliner Labelboss und seine Mitstreiter von Hirntot Records auf CD unter die Leute brachten, war den deutschen Behörden eine simple Indizierung längst nicht ausreichend. Ruppig durchgeführte SEK-Einsätze, Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen, Gerichtsverfahren, Geld- und Bewährungsstrafen – das sind die staatlichen Maßnahmen, mit denen sich Blokk im Laufe seiner Karriere konfrontiert sah. Dass er mit seiner düsterst verpackten Splatterlyrik auf dem schmalen Grat zwischen Kunstfreiheit und Straftat hin und wieder arg gestolpert ist, weiß der stets maskiert auftretende »Hass-Rapper« selbst wohl am besten – beirren lässt er sich von all dem Gegenwind jedoch nicht. Im Gegenteil: Blokkmonsta arbeitet auch nach einer staatlich verordneten Zwangspause weiterhin konsequent an seiner Vision, akustisches Kopfkino für Hartgesottene zu erschaffen. Und peilt mit seinem aktuellen Eighties-Sci-Fi Action-Rapfilm »Roboblokk« nicht das 12er-Gremium der BPjM, sondern ganz ausdrücklich die Charts an. »Ich will zeigen, dass ich das auch kann. Die Fanbase dazu haben wir.«

Kings of HipHop: 50 Cent – Still Kill
Boo Boo, Fitty, Curtis: vielleicht ein bisschen viele niedliche Spitznamen für den gefährlichsten Gangster der Welt. Aber er hat seine Zeit gehabt, und er hat sie gründlicher ausgewrungen als jede andere rappende Ich-AG vor oder nach ihm. Seine Musik hat ihn zudem unsterblich gemacht. Ihn, den Mann, der feierte, als wäre jeden Tag Geburtstag. Ein Lambo und ein 15 $-Shirt, ein zweites Leben und ein erstes Album mit nichts als Hits. Wer hat solche Kombos? Und wenn der Kunde will, dann packt er auch heute noch die Mac. Eine längst überfällige Würdigung von Curtis »50 Cent« Jackson.

Darüber hinaus findet ihr in dieser Ausgabe u.a. Features und Interviews mit:

Weekend
Nacho Picasso
Dena
D’Angelo
Tyron Ricketts
Chima
Brother Alil
Homeboy Sandman
The Kid Daytona
Smoke DZA
RAF Camora
257ers
Om’Mas Keith
Karriem Riggins
Jeremiah Jae
Usher
Campino
Sepalot
Drunken Masters
uvm.

Tracklist JUICE Exclusive EP: Max Herre »KAHEDI Radio Live«

01 Hallo Welt!
02 Aufruhr (Freedom Time) feat. Patrice & Fetsum
03 Jeder Tag zuviel feat. Antonino (Mega! Mega!)
04 Esperanto feat. Joy Denalane
05 KAHEDI Dub & Yogibär Medley feat. Megaloh
06 Rap ist feat. Megaloh
07 1992
08 Wenn der Vorhang fällt feat. Afrob & Grace
09 Wolke 7 feat. Philipp Poisel
10 So Wundervoll feat. Aloe Blacc

Die JUICE-Ausgabe #145 (September 2012) ist ab dem 16.08. bundesweit für 5,90 EUR inklusive Exclusive EP von Max Herre im Zeitschriftenhandel erhältlich.

Cover JUICE #145

Cover Exclusive EP Max Herre

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