JUICE #143 – ab 11.05. am Kiosk

-

JUICE_143

Wir haben es geschafft. HipHop ist offiziell wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Marteria sei Dank. Casper sei Dank. Cro sei Dank. Der »Musikexpress« bringt achtseitige Geschichten über den neuen Rap, in der »De:Bug« gibt es eine ziemlich ausufernde Titelstory zum Thema, selbst die »Intro« und die lieben Kollegen der »Spex« können sich (deutschem) Rap nicht mehr verschließen. Tenor der meisten Analysen in genrefremden Medien: Die letzten sieben, acht Jahre kann man getrost vergessen, aber jetzt ist HipHop auf einmal wieder so richtig gut. In der JUICE-Redaktion gehen seit Wochen haufenweise Interview-Anfragen ein, man will wieder mit uns reden, vor allem darüber, warum der neue Rap so viel besser, schlauer und schöner ist als der gruselige und beängstigende »alte« Rap. Doch man wird den Wegbereitern der jüngeren Zeit einfach nicht gerecht, wenn man die Nullerjahre lapidar als kreative Durststrecke abkanzelt. Als Stimme der Szene verwehren wir uns gegen diese Haltung. Wir waren da, als alle anderen auf die Prollkultur HipHop geschimpft haben. Und werden auch da sein, wenn sich der Rauch wieder verzogen hat.

DIE THEMEN DER JUICE AUSGABE #143

Titel: Odd Future – Rebellen ohne Grund

Frühjahr 2010, im Fairfax-Bezirk von West Hollywood, Los Angeles. Wir kommen gerade aus der »Known Gallary« und schauen nun bei »The Hundreds« die neuen Shirts durch. Vor dem Geschäft lungern ein paar Locals herum. Mein ortskundiger Begleiter raunt mir zu, das seien die Jungs von Odd Future, einem lokalen Kollektiv aus Skatern und Musikern – die Coolen von der Schule quasi. Plötzlich wird in brüllender Lautstärke »Hard In The Paint« von Waka Flocka Flame durch den Store gepumpt. Die Kids, die gerade noch lethargisch auf den Bänken vor dem Laden hockten und Joints rauchten, springen auf und beginnen lauthals den Text mitzurappen. Ein Pogokreis bildet sich vor dem Geschäft.

Nachdem die JUICE knapp ein halbes Jahr später, kurz nach erscheinen des »Earl Sweatshirt«-Videos, das bundesweit erste Interview mit Tyler, The Creator führte und die erste große Odd Future-Story verfasste, ist einiges geschehen. Zeit die Entwicklung von OFWGKTA Revue passieren zu lassen. Welt-Tournee, berühmte Verehrer, zwei waschechte Superstars in den eigenen Reihen, der verlorene Sohn kehrte zurück in den Schoß der Familie, die Zukunft sieht goldig aus. JUICE-Chefredakteur Stephan Szillus analysierte die letzten zwei Jahre in unserer umfassenden und riesengroßen Odd Future Titel-Story.

Die 20 besten Instrumental HipHop Alben – Fuck Dance, Let’s Art

HipHop war ursprünglich mal ein instrumentales Phänomen. Als Kool DJ Herc und seine Nachahmer Mitte der Siebziger damit begannen, bestimmte Passagen auf ihren Lieblingsplatten zu loopen, waren die MCs nicht mehr als Animateur-Clowns in Disco-Anzügen. 20 Jahre später war diese Rollenverteilung freilich Geschichte und der DJ zum Bühnenstatisten degradiert, während sich der MC zum eigentlichen Star der Kultur gemausert hatte. Gleichzeitig begannen einige DJs, Sound-Tüftler und Produzenten, abseits des Rap-Mainstreams ein ganz eigenes, instrumentales HipHop-Subgenre zu erfinden. Dank Compilations wie »Headz« auf Mo’ Wax, Madlibs »Beat Konducta«- und MF Dooms »Special Herbs«-Reihe, aber seit kurzem auch dem »Hi-Hat Club« auf MPM, hat sich eine weltweit vernetzte Beatnerd-Szene entwickelt. JUICE hat die 20 besten instrumentalen Alben der HipHop-Geschichte zusammengestellt.

Durch die Nacht mit K.I.Z. und Kraftklub

Der Regisseur ist nervös. »Wo sind K.I.Z.?«, funkt er atemlos in Richtung Aufnahmeleiter, während sich vor dem Tourbus, mitten auf einer Chemnitzer Kreuzung, eine glückselige und immer größer werdende Traube von durchgefrorenen Fans versammelt. Ob dieses Spontankonzert auf dem Dach eines Chemnitzer Einkaufszentrums wirklich eine gute Idee war? Konnte ja niemand ahnen, dass wirklich 2000 Fans kommen würden. Und noch schlimmer – Das Team hat seine Protagonisten verloren, für eine Fernsehproduktion ist das ein kleiner Super GAU. Felix von Kraftklub überbrückt die Zeit mit Händeschütteln, lehnt Heiratsanträge ab und lässt sich dann doch zumindest fotografieren. Überhaupt: Handykameras, überall. JUICE-Autor Daniel Köhler begleitete K.I.Z. und Kraftklub auf deren Reise durch artes fantastischer »Durch die Nacht mit..« Reihe und protokollierte für uns haargenau jede Einzelheit. Nachzulesen in der Ausgabe #143 und zu sehen am 02.06.12 auf arte.

Die Atzen – Analog Brothers

Die Atzen sind vor allem als Partymob bekannt. Was viele nicht wissen: Die beiden meist bunt gekleideten Herren sind wahre Soundmaschinen Nerds. Klar, wer den Ballermann seit Jahren fest im Griff hat, dem traut man gemeinhin nicht unbedingt zu, dass er in seiner Freizeit hauptsächlich an Knöpfen und Filtern herumschraubt. Doch Frauenarzt und Manny Marc machen das alles eben nicht erst seit gestern. Für uns haben sie einige ihrer Lieblingsmaschinen aus dem dunklen, staubigen Keller ans Licht geholt. Jede von ihnen erzählt eine eigene Geschichte.

SpaceGhostPurrp – God Of Black

Er ist 20 Jahre alt, hat noch keinen regulären Tonträger veröffentlicht und dennoch bereits eine Kultfangemeinde im Internet um sich geschart, die ihn als neuen Heiland des Untergrund-Raps verehrt. SpaceGhostPurrp aus Miami ist der düstere Prinz des Rauder Klans, einer losen Gruppierung von Gleichgesinnten, quer über den kompletten Globus verstreut.Mit den anderen Vorzeigerappern seiner Heimatstadt hatt der lilafarbene Weltraumgeist nur wenig zu tun. dafür um so mehr mit der Musik von DJ Screw, Bone Thugs-N-Harmony und Three 6 Mafia. Er gibt seinen Mixtapes groteske Titel wie »NASA Underground: Lost Tapes 1997-2000 Purrped & Chopped«, feiert alte Memphis-Klassiker aus dem tiefsten Untergrund und zitiert die trashige B-Movie-Optik des Horrorcore-Genres. JUICE-Autorin Zainab Jama traf den Rapper und Produzenten in Miami, kurz nachdem das Signing bei dem britischen Label 4AD bekannt gegeben wurde, der Heimat von Acts wie Zomby, Grimes und Gang Gang Dance.

B.O.B – Nothin‘ On You

B.o.B hat Millionen von Platten verkauft, ist zigfach Platin gegangen, seine Songs laufen im Radio rauf und runter, Ke$ha und Katy Perry schleifen ihn ins Studio – war doch nur eine Frage der Zeit, bis er wieder ein Mixtape mit Young Dro, Tech N9ne, Playboy Tre und Bun B macht, um sein Rap-Gewissen zu beruhigen. Ein schlaues Kerlchen, dieser Bobby Ray – so wie er die Mechanismen der Popindustrie für sich und seinen Geldbeutel benutzt, um dann ohne schlechtes Gewissen Straßenhits für die Jungs daheim in Atlanta zu machen. Doch so einfach ist es nicht. B.o.B meint die Pop-Nummern mindestens genauso ernst wie »5 On The Kush« mit Big K.R.I.T., das Rap-Exerzitum »Beast Mode« oder seinen Odd Future-Diss.

Jan Delay – Hamburg City Heftig

Hamburg. Nein, es regnet nicht. Im Frühlingssonnenschein treffen wir Jan Delay im Buback-Büro auf St.Pauli. Der Anlass ist seine neue Live-DVD »Hamburg brennt!!!«. Und tatsächlich hat die Hansestadt gebrannt an diesem Abend im August des letzten Jahres auf der ausverkauften Trabrennbahn, wo dieses ganz besondere Konzert mit der Band Disko No.1, vielen Gästen und weiteren Highlights stattfand. Natürlich gibt es auch weitere spannende Themen rund um den Hamburger Jung. Schließlich ist es kein Geheimnis mehr, dass er gerade mit seinen Kumpels Denyo und DJ Mad ein weiteres Beginner-Album aufnimmt. Auch eine ominöse Rockplatte wurde angekündigt. Der Delay Lama spricht.


Jan Delay — Füchse (Live) – MyVideo

Kings of HipHop: Jay-Z – HipHop since 1969

Jay-Z hat HipHop auf seinem ganzen Weg begleitet, mehr Nummer-eins-Alben veröffentlicht als Elvis Presley und die ewige Suche nach dem GOAT zur Gretchenfrage degradiert. Größer, und darin sind sich ausnahmsweise alle einig, geht nicht. Es ist der Jordan des Rap, der JFK der Straße, der schwarze Steve Jobs – wenn einem keine besseren Vergleiche einfallen, dann liegt das einzig und allein daran, dass er sie alle selbst schon gemacht hat. Seit 20 Jahren redet Shawn Carter nun über sich selbst. Zu greifen bekommen hat die Welt ihn trotzdem nicht. Eine Näherung von JUICE-Autor Davide Bortot.

JUICE CD #111

Die aktuelle JUICE CD ist eine instrumentale Version. So konnten wir Produzenten der deutschsprachigen Raplandschaft dazu bewegen, uns ein paar ihrer fantastischen Beats zu schenken. Die Beatgees, Farhot, Crada und Steddy/Stickle neben Gralshütern wie Morlockko Plus, Dexter und V.Raeter. Newcomer wie Kev und Bounce Brothas, Ghanaian Stallion neben Tausendsassern wie Shuko und den Snowgoons, Dead Rabbit neben den Österreichern Fid Mella und Brenk Sinatra. Reinste Dopeness kompiliert von uns, gemixt von Sepalot und bereitgestellt für euch.

Tracklist JUICE CD #111 (Instrumental Edition)

01 Crada »Imagine/Stay«
02 Dexter »Steinway Dynamics/Clouds Of Zero«
03 Dead Rabbit »Deady ohne Plan/Verrückt nach Mary Jane«
04 Farhot »kifffffff«
05 Sepalot »Give Up/Return And Return«
06 Snowgoons »Boxcutter/Black Woods«
07 Shuko »Knight War/Zeitreise«
08 Morlockko Plus »mig29/Parabolspiegel«
09 Beatgees »Blues Lemming/Lipton Sparkling«
10 Fid Mella/Brenk Sinatra »Furios Drama/ROCCJUICE«
11 DJ Stickle/Steddy »Dive II/Red Basket«
12 Kev »Frühling/Mutantenlevel«
13 Ghanaian Stallion »Untitled/Sickshit«
14 Bounce Brothas »Search & Destroy/Geistermäßig«
15 V. Raeter »GhostShell feat. Anthony Drawn/Hologram«

Darüber hinaus findet ihr in dieser Ausgabe u.a. Features und Interviews mit:

Santigold
Estelle
Roger
Geoff Barrow
DJ House Shoes
Turntable Rockers vs. The Beats
Suff Daddy
Ercandize
Moe Mitchell
DJ Unkut
15 Jahre splash! Festival Pictorial
SadiQ & Dú Maroc
Asaad
Kurdo

Die JUICE-Ausgabe #143 (Juni 2012) ist ab dem 11.05. bundesweit für 5,00 EUR inklusive JUICE CD #111 (Instrumental Edition) im Zeitschriftenhandel erhältlich.

Cover JUICE #143

Cover JUICE CD #111

ERRATUM: Leider ist es auf Seite 104 zu einem Fehler gekommen. Der Artikel über DJ Unkut wurde nur zur Hälfte abgedruckt. Wir bitten dies zu entschuldigen. Der komplette Artikel ist hier als PDF zu sehen.

DJ Unkut_JUICE #143

9 Kommentare

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein