Jay-Z & Kanye Listening Session

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Am vergangenen Montag versammelte sich auf Einladung von Universal eine kleine Heerschar an Celebrities, Musikjournalisten, Bloggern und Tastemakern in New York. Man lud zu einer exklusiven Listening Session des kurz vor Release stehenden Gemeinschaftsprojekts von Kanye West und Jay-Z »Watch The Throne«. Strikt mussten die Anwesenden jegliche elektronischen Geräte an der Garderobe abgeben – die Angst vor einem Leak ist groß. JUICE-Autor Eavvon O’Neal war einer von den geladenen Gästen und durfte zwischen Beyoncé, Q-Tip, Busta Rhymes, Kelly Rowland und, natürlich, Kanye West und Jay-Z dieser musikalischen Großtat lauschen.

Mit schwerer Reizüberflutung ist die Erinnerung an diese Listening Session am ehesten zu beschreiben. Nicht nur weil es sich hier um ein Kollaborationsprojekt von zwei der größten Namen des Genres handelt: Kanye West, der mit seinem kritisch zwar hochgelobten, kommerziell aber stagnierenden »My Beautiful Dark Twisted Fantasy« eine der musikalisch kantigsten dennoch ausgefeiltesten Alben 2010 ablieferte. Und Jay-Z, der Rap-Ikone, einem der erfolgreichsten Künstler unserer Zeit. Wie besonders diese Konstellation ist, zeigt allein der Umstand, dass das Album auch eine Woche vor Release noch nicht im Internet leakte. Im Jahr 2011 ist das quasi unmöglich.

Passend zu dieser Weitsicht und Größe findet die Listening Session im Planetarium des New Yorker Museum of Natural History statt. Upper West Side, Central Park, 79. Straße – natürlich dekadent bis zum Geht-nicht-mehr, aber Kanye und Jay wünschen sich für den ersten Eindruck von diesem Album eben ein ganz spezielles Ambiente. Q-Tip, Pusha T, DJ Khaled, A-Trak, Busta Rhymes und Grizzly Bear-Sänger Ed Droste – alles Menschen, die mal mehr, mal weniger von der Dynastie Carter/West beeinflusst wurden – stehen bei diesem Triumph-Moment an der Seite ihrer beiden Kumpels. Doch als das Licht gedämmt wird und die Sterne am künstlichen Firmament langsam anfangen zu glimmen, werden sie wie alle anderen Anwesenden zu Fans.

»Watch The Throne« ist ein Feuerwerk, von Anfang bis Ende. Jeder neue Song stellt den vorangegangenen in den Schatten. »No Church In The Wild« eröffnet nicht nur wegen eines umwerfenden Frank Ocean die Chose beeindruckend. Doch wenn dann Beyoncé in der nächsten Hook »Take it to the moon/ Take it to the stars« trällert und die künstlichen Sterne im Planetarium noch heller strahlen, hat man den Opener schon vergessen. Kurz danach folgt »Otis«, der vierte Track und die gerade ausreichend diskutierte Single. Es ist der zahmste Song des Albums. Danach bringen Jay und Ye die Scheiße richtig zum Kochen.

Natürlich ist »Watch The Throne« ein Flickenteppich aus clever gepickten Samples. Es ist jedoch eine wahre Kunst, Schnipsel eines Will Ferrell-Films so neben Nina Simones »Feeling Good« zu platzieren, dass es stimmig klingt. Zu diesem Zeitpunkt hat man längst vergessen, welcher Song gerade spielt. Aber als Jay zu einem zweiminütigen Solo auf einem Beat ansetzt, dem kein Mensch auf der Welt folgen – geschweige denn irgend ein Mensch produzieren – kann, ist jedem Anwesenden klar, dass man es hier nicht mit einem herkömmlichen Blockbuster-Album zu tun hat. Gerade weil die zweite Hälfte des Albums von drei Storytelling-Songs überschattet wird, die Jay allesamt mit seinem unvergleichbaren Talent sowas von killt. Natürlich sind das nicht die Storys, die man so kennt. Scheiße, das ist keines dieser HipHop-Alben, die man so kennt. Das ist ja auch nicht die Umgebung, die man so kennt. Hier passiert so viel, da kann man schon mal den Überblick verlieren. Und damit ist nicht einmal der Himmel mit all diesen Sternen gemeint. Ob Kanye und Jay überhaupt daran zweifeln, dass sie mit »Watch The Throne« den epischen Ausmaßen dieses Panoramas genügen? Mit ihrem Blick zu den Sternen gehen sie so oder so in die richtige Richtung.

Text: Eavvon O’Neal

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