Inglebirds – Aus der Vogelperspektive [Feature]

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Inglebirds
 
Ende letzten Jahres kamen erste Gerüchte auf, Rapper DCVDNS hätte eine neue Crew am Start, um dem hiesigen HipHop-Reigen wieder ein paar ­verlorengegangene ­Werte zurückzubringen. Und tatsächlich: Nach und nach sahen sich diese Gerüchte ­bestätigt. Der Name der Band: Inglebirds. Dazu hat DCVDNS ein paar alte Bekannte um sich geschart: zum einen Wolfgang H. aka Dub Gang, seit jeher DCVDNS’ Haus- und Hofproduzent, der auf dem Inglebirds-Debütalbum »Big Bad Birds« nun aber auch am Mic in Erscheinung tritt, und zum anderen Hermann Weiss aka Aitch Dub, ­genau wie Wolfgang ein DCVDNS-Buddy aus Kindertagen, der zudem ­verblüffende Ähnlichkeit mit DCVDNS’ Anwalt aufweist. Zum Interviewtermin ließen wir die ­Inglebirds extra aus dem Saarland einfliegen und trafen uns mit den dreien im ­Berliner Fotostudio von JUICE-­Fotograf Sascha Haubold, um über das fast ­gescheiterte ­Zustandekommen ihres ­Albums »Big Bad Birds«, (fehlenden) Perfektionismus und eine anstehende YouTube-Serie zu sprechen.
 
Wolfgang: (wirft einen Blick in die ­satanische Bibel, die auf dem Tisch liegt) Boah, ist das anstrengend zu lesen.
 
Ist halt nicht die HipHop Bravo.
Wolfgang: Nee, wegen der Sonnenbrille! (allgemeines Gelächter)
 
Lasst uns mal kurz eure gemeinsame Vergangenheit aufrollen. Wie habt ihr euch kennengelernt?
Wolfgang: DCVDNS’ älterer Bruder ist mit uns aufgewachsen.
DCVDNS: Wenn ich von der Grundschule und Wolfgang vom Gymnasium nach Hause kam, haben sich unsere Wege immer gekreuzt – und dann hat er mich leicht geboxt.
Wolfgang: Ach was, war doch nur Spaß.
 
Dann habt ihr also schon relativ früh bei DCVDNS zu Hause rumgehangen, weil ihr mit seinem Bruder befreundet wart?
Hermann: Ja, aber für uns war er eben lange nur der kleine Bruder. Es hat gedauert, bis sich daraus mehr entwickelt hat.
Wolfgang: Hermann und ich wiederum sind miteinander aufgewachsen. Wir machen bereits seit 1998 zusammen Musik. Auch DCVDNS’ Bruder war in unserer Crew, aber eher als Writer.
DCVDNS: Ich habe natürlich mitbekommen, als bei meinem Bruder damals »LMS« lief – worüber sich meine Mutter immer aufgeregt hat. (lacht) Da waren die etwa fünfzehn und ich war elf. Die haben mich wegen Justus Jonas von MOR auch immer Justus genannt. Die haben immer gesagt: »Justus kennt die Wahrheit.« Warum, das habe ich allerdings nie erfahren. (lacht)
 
Ihr hattet vor den Inglebirds bereits ein gemeinsames Projekt unter dem Namen Die coole Gang.
DCVDNS: Ja, das haben wir 2007 ­gestartet. Die coole Gang bestand aber nur aus Wolfgang und mir. Hermann war bloß immer unser Wahl-Feature für die Hooks.
 

 
Gemeinsam Musik gemacht habt ihr aber vorher schon.
Wolfgang: Nur der Hermann und ich. Wir haben Ende der Neunziger angefangen zu freestylen, und ich habe mich später aufs DJing konzentriert. 2005 habe ich dann ein Soloalbum gemacht, das aber nie ­veröffentlicht wurde; kurze Zeit später hat DCVDNS angefangen zu rappen.
 
Hattet ihr denn auch einen Crew-Namen, als ihr nur zu zweit unterwegs wart?
Wolfgang: Boah, ja, aber der ist echt behindert. (allgemeines Gelächter)
Hermann: Wir hießen Saarpreme – wegen Saarland, wäsche? (lacht)
 
Als ihr Die coole Gang gegründet habt, wolltet ihr das Ganze dann ­professioneller angehen?
DCVDNS: Professionell war das nicht.
Wolfgang: Außerdem sollte man erwähnen: Die coole Gang hat anfangs eher so Eurodance gemacht.
Hermann: Das war ein reines Spaßprojekt. Es ging nie darum, damit erfolgreich zu sein.
DCVDNS: Es gab eine Doppel-CD von uns: Auf der ersten CD befand sich so Neunzigerjahre-­Westcoast-Zeug, auf der zweiten Neunzigerjahre-Eurodance …
Wolfgang: … mit Hits wie »Strand der Liebe«. (allgemeines Gelächter)
 
Und dann kamen die Inglebirds.
DCVDNS: Genau. Als Wolfgang H. ­erzählte, dass er auch noch mal Bock hätte, ein ­bisschen zu rappen, haben wir uns einen neuen Gruppennamen überlegt. Und da wir zu dritt sind und alle aus St. Ingbert kommen, haben wir uns in Anlehnung an unsere ­Heimat Inglebirds genannt.
Wolfgang: Außerdem gibt es in Los Angeles ja den Stadtteil Inglewood, was unseren Westcoast-Einfluss widerspiegelt. Gute Westcoast-Rapper wie Tweedy Bird Loc tragen zudem ein Bird im Namen.
 
Wie würdet ihr selbst eure musikalische Ausrichtung beschreiben?
Wolfgang: Neunzigerjahre-Westcoast-­Electro-Funk gemischt mit Eastcoast-Hardcore-Styles. Privat höre ich nur so altes Zeug.
DCVDNS: Deswegen klingen die Beats ja auch so. Das ist genau mein Ding.
 
Ihr seid mit der Platte relativ spät dran und immer noch nicht ganz fertig. Woran liegt’s?
DCVDNS: Eigentlich wollte ich mir nie wieder eine Deadline setzen, aber weil nun wieder der Bundesvision Song Contest dazwischen gekommen ist, ging es leider nicht anders.
 
Was ist dein Problem mit Deadlines?
DCVDNS: Ich mag diesen Druck nicht. Beim letzten Album war es wichtig, dass es nach dem Debüt schnell nachgeschoben wird, also habe ich mir eine Deadline gesetzt. Ich halte die dann auch, zur Not höre ich einfach auf zu schlafen. (grinst) Aber eigentlich war »Der Wolf im Schafspelz« noch nicht richtig fertig. Hinzu kam, dass ich die Videos alle selbst geschnitten habe und daher parallel schneiden und Texte schreiben musste. Ich war kurz davor, das Album gar nicht rauszubringen – hab dann aber drauf geschissen und es doch gemacht. Aber die Endphase war wirklich extrem stressig.
 

 
Wie hoch ist das Stresslevel nun beim Inglebirds-Album?
DCVDNS: Ich hatte fälschlicherweise angenommen, dass es weniger Arbeit wird, wenn ich mit den beiden zusammenarbeite, weil ich ja weniger Texte schreiben muss. Aber das Gegenteil ist der Fall: Es ist viel mehr Arbeit, weil ich automatisch in die Managerrolle gerutscht bin. Ich muss rumtelefonieren, Mails beantworten, Termine machen – und dann geht Wolfgang nie ans Telefon, wodurch alles wahnsinnig schleppend ­verläuft. ­Außerdem gibt es drei Meinungen, die berücksichtigt werden wollen – und um die ­Videos kümmere ich mich natürlich auch noch.
 
Das klingt tatsächlich anstrengend.
DCVDNS: Ich habe mich ja bewusst dazu entschieden, mein eigener Chef zu sein, damit mir keiner sagen kann, was ich wann und wie zu tun habe – aber nun ist es eben doch wieder so. Obwohl: Eigentlich habe ich nur Hermann im Nacken sitzen. Wolfgang ist eh alles egal. (grinst)
Hermann: Aber ich halte mich auch zurück. Damit es im Großen funktioniert, versuche ich mich im Kleinen zurückzunehmen.
DCVDNS: Ich bin generell immer ein bisschen zu perfektionistisch. Was Wolfgang zu wenig hat, habe ich zu viel. (grinst)
 
Klingt doch nach einer guten Ergänzung.
Wolfgang: Mir ist gar nicht alles egal.
DCVDNS: Auf dem Album hat er sogar zwei Fehler drauf, woraufhin ich ihm gesagt habe, dass ja noch Zeit sei und er die betreffenden Stellen noch ändern kann. Ihn stört das aber nicht. Er sagt an einer Stelle zum Beispiel »gebufft«, meinte aber eigentlich »gebusted«.
 
Nerven dich Wolfgangs Fehler?
DCVDNS: Nein, das ist seine Sache. Ihn nervt es allerdings, wenn ich an meinen Parts noch etwas ändern will, weil er derjenige ist, der alles abmischt. (grinst)
 
Wolfgang nervt also dein ­Perfektionismus.
DCVDNS: Auf jeden Fall! Aber es ist eben so, dass du nichts mehr ändern kannst, sobald du deinen Kram veröffentlicht hast. Also nehme ich mir doch lieber im Vorfeld eine halbe Stunde mehr Zeit, als dass ich mich später mein Leben lang darüber ärgere. Wobei: Das wird eh passieren.
 
Du hast eben erzählt, dass du bei deinem letzten Soloalbum ein paar Mal kurz davor warst, alles hinzuschmeißen. Bist du beim Inglebirds-Album auch schon an diesem Punkt angekommen?
DCVDNS: Ja, ich habe denen schon zweimal gesagt, dass ich keinen Bock mehr habe.
 
Nervt dich dein Perfektionismus ­manchmal selbst?
DCVDNS: Nein, ich finde es gut, dass es so ist. Wenn ich der Meinung bin, dass ich etwas besser machen kann, dann mache ich es auch besser. Und wenn ein Text nicht rechtzeitig fertig ist, setze ich mich halt noch mal dran. Früher war das noch etwas anderes; da dachte ich, dass es eh keinen interessiert.
Wolfgang: Das denke ich bei mir immer noch. (grinst)
DCVDNS: Es sieht ja auch niemand, wie lange man an etwas gearbeitet hat – ob es zwei Minuten oder dreißig Wochen waren. Es zählt das Endergebnis, und das sollte so gut sein wie möglich.
 
Überlegt ihr euch im Vorfeld eigentlich gemeinsam ein Song-Thema?
DCVDNS: Nein. Wolfgang tut sich mit Themen eh schwer, deshalb haben wir gesagt, wir machen ein Album, auf dem es nur ums ­Representen geht. Und ganz ehrlich: Wenn wir jetzt noch Themen gemacht hätten, wären wahrscheinlich gerade erst zwei Lieder fertig. Denn wie willst du Themenlieder hinbekommen, wenn wir es gerade mal einmal pro Monat schaffen, uns zu dritt zu treffen?
Hermann: Wobei wir manchmal schon Überbegriffe haben bei einzelnen Songs. Bei einigen Songs geht es eher in Richtung Battle …
Wolfgang: … bei einem anderen eher in Richtung Schießerei …
DCVDNS: … oder Messerstecherei …
Wolfgang: … oder Schlägerei. ­Abwechslung wird bei uns großgeschrieben. (Gelächter)
 

 
Aber manchmal hilft ein Thema ja auch, weil die inhaltlichen Grenzen einem eine Richtung vorgeben.
DCVDNS: Stimmt, aber auch das ist bei einem Soloalbum viel einfacher. Meine Alben bringe ich ja auch in einer logischen Reihenfolge heraus. Bei meiner letzten Platte habe ich mich als Wolf im Schafspelz geoutet und die AK hinterm Rücken hervorgeholt. Mit dieser AK werden auf dem Inglebirds-Album nun alle erschossen, und danach ist erst mal wieder Frieden – da kann ich dann also auch wieder ein Soloalbum mit Themen machen. Und ganz ehrlich: wenn du den 16. Track ohne Thema geschrieben hast, ist der Kopf irgendwann leer.
Wolfgang: Mir macht das nichts aus.
DCVDNS: Dir ist der Inhalt aber auch egal.
 
Woran liegt es denn, dass ihr es nur so selten schafft, euch zu treffen?
DCVDNS: Ich bin theoretisch immer bereit – ich mache ja nichts anderes.
Hermann: Ich war auch immer bereit. Bei Wolfgang ist eben das Problem, dass er noch als Schreiner arbeitet und eine kleine Tochter hat – da fehlt es an Zeit. Er klinkt sich aber auch überall aus, der hat auch kein Internet.
DCVDNS: Er hat seine Rap-Parts teilweise sogar mit seiner Tochter auf dem Arm aufgenommen. Man muss sich also nicht wundern, wenn auf einem Track mal Babygeschrei zu hören ist.
Hermann: Ab und zu hat er sie auch mal kurz auf die Couch gelegt, schnell seinen Part eingerappt und sie dann wieder auf den Arm genommen. (lacht)
Wolfgang: Eijo, was soll ich machen?
 
Rappt ihr euch eure Strophen denn ­gegenseitig vor, bevor ihr sie aufnehmt?
DCVDNS: Nein, die schicken wir uns zu. Aber weil Wolfgang uns nie die Bpm-Zahl der Beats mitschickt, ist es manchmal schwierig, Beat und Rap nachher zusammen zu bekommen; weil die Raps nicht ganz ins Raster passen und Wolfgang die Raps dann nach Gehör einpassen muss. Wenn es Schwierigkeiten gibt, kann man ihn aber eben auch nicht mal kurz anrufen, weil er nicht ans Telefon geht; und eine E-Mail schreiben bringt auch nichts, weil er kein Internet hat.
Hermann: Das ist wirklich problematisch.
DCVDNS: Wolfgang ruft einen auch nie zurück, weil er meistens kein Geld auf dem Handy hat. Auf der Savas-Tour 2012 kam sogar mal der Manager von Celo & Abdi zu mir und fragte mich, ob ich Wolfgang nicht sagen könne, dass er Celo & Abdi mal ein Beatpaket schicken soll. Hat er ­natürlich nicht gemacht. Man müsste Wolfgang wahrscheinlich jeden Tag nerven, dann würde vielleicht was passieren, aber dazu habe ich eben auch keinen Bock.
Wolfgang: Dafür habe ich meine Rap-Parts immer am schnellsten fertig.
Hermann: Stimmt, schreiben tut er schnell.
DCVDNS: Ja, klar, weil ihm die Texte ­scheißegal sind. (allgemeines Gelächter)
 
Ich merk schon: das wird das erste und letzte Inglebirds-Album.
Hermann: Ja, vielleicht.
DCVDNS: Vorläufig habe ich auf jeden Fall die Schnauze voll.
Wolfgang: So stressig ist es jetzt auch nicht.
DCVDNS: Für mich schon.
Wolfgang: Die Abläufe waren bei den anderen Alben aber auch nicht besser. Chaos war immer.
DCVDNS: Es ist ja auch nie so, dass mich mal jemand anruft und fragt, wann wir uns treffen wollen. Ich bin immer derjenige, der die beiden anrufen muss. Erst den Hermann, dann denn Wolfgang – wenn er denn mal ans Telefon geht. Und wenn der dann keine Zeit hat, muss ich direkt wieder den Hermann anrufen – und so geht das immer hin und her.
Hermann: Man braucht halt einen, der die Planung über- und die aktive Rolle einnimmt – und das ist bei uns eben DCVDNS. Hinzu kommt, dass von außen natürlich auch alles an ihn herangetragen wird.
DCVDNS: Eben! Alle E-Mails, Telefonate und Interview-Anfragen, die landen natürlich bei mir. Es ist einfach stressig.
Hermann: Ich bin ein bisschen der Ruhepol im Bandgefüge; derjenige, der versucht, stets die Balance zwischen Wolfgang und DCVDNS wieder herzustellen. DCVDNS ist manchmal ein bisschen cholerisch, während Wolfgang manchmal ein bisschen lethargisch ist. Ich versuche oft, zwischen beiden zu vermitteln – und manchmal klappt das auch. (grinst)
 
Auf der Platte sagt ihr, es gehe euch um »Flavor, Flows, Straße, Geld und ­Wissen«. Hat euch das gefehlt?
DCVDNS: Ich finde es auf jeden Fall komisch, wenn Leute bei ein paar gerollten Flows ­direkt behaupten, wir würden Doubletime-Rap machen. Ich sage es ja bereits in »Wadadadang«: »Hier wird gechoppt und funky gerappt, das sind keine Doubletimes, du Idiot!« Wir rollen einfach mit einer eigenen Melodie über den Beat, und das bounct halt.
 

 
DCVDNS, du hast mal gesagt, dass es in Deutschland nur sehr wenige Leute gäbe, die cool schnell rappen können.
DCVDNS: Tamas von DeineLtan meinte, ich soll ihn in diesem Interview erwähnen, und an dieser Stelle passt das wohl gerade am besten, da er das ebenfalls sehr gut macht – deswegen ist er auch auf unserem Album.
Hermann: Unser Rap ist stark von Funk ­beeinflusst. Es geht nicht primär um ­Geschwindigkeit. Aber Tamas ist einfach ein krasser Rapper.
Wolfgang: Ich hatte fünf Wunsch-Features; zwei davon haben geklappt, und eines davon war Tamas.
DCVDNS: Wolfgang ist eben nicht alles egal!
Wolfgang: Ich hätte auch gerne noch Chip Fu von den Fu-Schnickens, Ngafsh von C.V.E. und Rifleman auf der Platte gehabt. Das hat aber leider nicht geklappt.
DCVDNS: Mit Ngafsh haben wir allerdings schon mal zusammengearbeitet. Momentan hat der aber wohl keine Aufnahmemöglichkeit und ist am hustlen.
 
Gibt es Referenzplatten, die für euch als Inglebirds wichtig sind und an denen ihr euch orientiert?
Wolfgang: Es gibt auf jeden Fall ein paar Rapper von früher, die bis heute unerreicht sind: Rifleman, C.V.E. vom Project Blowed, Brotha Lynch Hung – in Sachen Flow ist der ganze alte Kram meine Inspirationsquelle. Von den neueren Sachen dann so etwas wie Twisted Insane; aber an dem braucht man sich eh nicht zu orientieren, der ist zu krass.
DCVDNS: Der ist aber auch auf unserem Album.
 
Wie kam das zustande?
Hermann: Über Facebook.
Wolfgang: Quatsch! Es gab eine ­Schießerei, weil wir seine Freundin gefickt haben – der ist ja bei den Bloods und wir sind bei den Inglebirds –, und plötzlich hatten wir einen Track zusammen.
DCVDNS: Den haben wir während der ­Schießerei aufgenommen. (allgemeines Gelächter)
 
DCVDNS, du hast dir noch ein weiteres Pseudonym zugelegt: Jesus Christoph Rap. Warum?
DCVDNS: Es wird ja gerade ständig darüber gestritten, wer der wahre King Of Rap ist: King Kool Savas oder King Kool legah. Ich jedenfalls bin der Jesus Christoph Rap.
 
Auch ihr anderen habt noch weitere Künstlernamen: Wolfgang H., du nennst dich auch Dub Gang, und Hermann Weiss, du nennst dich noch Aitch Dub.
Wolfgang: Ich hatte immer schon mehrere Alter Egos. Eine Zeit lang habe ich meine Stimme verstellt, auf Englisch gerappt und da nannte ich mich Killerbird Fuckman.
DCVDNS: Unter dem Namen hat er auch unveröffentlichte Soloalben gemacht.
Hermann: Die waren komplett fertig, mit Cover und allem drum und dran. Gescheitert ist die Veröffentlichung letztlich daran, dass Wolfgang zu der Zeit keinen Drucker hatte, um die CD-Cover auszudrucken. (lacht)
 
Den Namen Jesus Christoph Rap ­benutzt du demnächst aber auch als Protagonist einer neuen YouTube-Serie.
DCVDNS: Ja, das stimmt. Vielleicht ­kündige ich damit aber auch bereits mein nächstes Soloalbum an, das im April 2016 erscheinen wird. Die Promo geht jetzt los. (grinst)
 
Worum geht es in der Serie?
DCVDNS: Das ist ein Mittelfinger an alles, was derzeit auf YouTube stattfindet – ApeCrime und dieser ganze Kack. Ich möchte ein neues Publikum auf YouTube ziehen, nicht mehr nur Mongos. Die ganze Scheiße macht mich aggressiv. Wenn man an YouTube denkt, denkt man direkt an Spastis. Meine Serie wird anders und soll bald starten.
 
Das wird also eine ernsthafte Serie mit Drehbuch und allem drum und dran?
DCVDNS: Absolut. Die Story habe ich zusammen mit einem Kollegen entwickelt, die erste Staffel mit sieben Folgen haben wir fast abgedreht. Meine Oma spielt ­übrigens Alice Hoffmann, das ist eine ­saarländische ­Legende, die man vor allem aus der Serie »Familie Heinz Becker« und aus dem »Tatort« kennt. Ich selbst agiere in meiner Rolle als DCVDNS, der eigentlich in einer Villa wohnt, aber immer bei seiner Oma chillt, weil die bügelt. (grinst)
 

 
Ihr werdet demnächst beim Bundesvision Song Contest auftreten. DCVDNS, du warst bereits im letzten Jahr dabei und hast einen sehr guten 5. Platz belegt. Haben die dich deshalb wieder angefragt?
DCVDNS: Ja, wahrscheinlich. Aber weil ich gerade nichts rausbringe, wäre das als Solokünstler ein bisschen sinnlos gewesen und deshalb habe ich gefragt, ob wir nicht auch als Inglebirds kommen könnten. Wir sollten denen dann was schicken, das war im Mai, da hatten wir aber noch kein einziges Lied fertig und mussten den Abgabetermin direkt drei Mal verschieben. Ich war selbst schon voll genervt, hatte denen deshalb auch bereits abgesagt, aber weil die meinten, dass wir deren absolute Wunschkandidaten fürs Saarland seien, haben wir’s doch noch mal versucht. Wir haben denen dann ein halbes Lied geschickt, und das hat ihnen offensichtlich gereicht. Das Lied haben wir übrigens immer noch nicht fertig. (lacht)
 
Bei »TV total« warst du ja auch schon mal, sprich: du bist schon einige Male auf Stefan Raab getroffen. Checkt der deine Musik und deinen Humor?
DCVDNS: Ich habe zumindest den Eindruck, ja.
Wolfgang: Die Musik checkt der auf jeden Fall. Der ist ja auch ein alter Funk-Typ.
DCVDNS: Als ich das erste Mal bei »TV total« war, wollte ich Wolfgang eigentlich mit auf die Couch nehmen, weil er ja immerhin meine Beats macht. Erst wollte er auch mit, aber zwei Wochen vorher hat er dann doch noch abgesagt – weil ein Kollege von ihm ­Geburtstag hatte. Beim letztjährigen Bundesvision Song Contest habe ich ihn dann gefragt, ob er den DJ für mich machen würde. Wollte er, aber eine Woche vorher hat er auch wieder abgesagt – weil er gemerkt hatte, dass das ein Donnerstag war und er am Freitag zur Arbeit musste. Man muss dazu sagen, dass der Bundesvision Song Contest in Mannheim stattfand – und das ist gerade mal eine Stunde von uns entfernt. Schauen wir also mal, ob das dieses Jahr klappt. ◘
 
Foto: Sascha Haubold
 
Dieses Interview erschien in JUICE #162 (hier versandkostenfrei nachbestellen).
 
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