Haiyti – Follow Mich Nicht // Review

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(Hayati Records)

Künstler liefern. Nicht weil sie wollen, sondern weil sie müssen. In der Kunst ist das noch häufiger der Fall als in der Musik. Klar, auch Musik ist Kunst. Haiyti vereint darin aber etwas, das zu oft unterschätzt wird: Sie ist Künstlerin durch und durch. Vom Studium bis hin zum Nebenerwerb artikuliert sich die Hamburgerin als solche. Allerdings geht sie damit nicht hausieren. Sie will ausdrücklich keine Kunstfigur sein. So mag es nicht immer ins Bild passen, wie akribisch sie es pflegt, die Kiez-Motive in ihren Songs zu bedienen: Eyeliner, Nightliner, Rotlicht, hängen mit Pushern und Gesocks. Gossenromantik dominiert das Bild. »Follow Mich Nicht« lebt von dieser schon fast überzeichneten Lust am Schrecklichen so sehr wie zuletzt »City Tarif«. Weil in der vergangenen Zeit zu viel Material entstand, landeten einige Songs wenige Tage vor dem Mixtape als »White Girl Mit Luger«-EP im Internet. Narrativ unterscheiden sich die beiden Releases auch deshalb kaum voneinander, weil keine klare Linie verfolgt wird. Haiyti skizziert uns freihändig die deutsche Trap und nutzt dafür das repetitive Moment der Einzeiler-Slogans. Das klingt nicht nur schön hingerotzt, sondern grenzt sich scharf von dem melodiös-polierten Arbeitsprozess mit KitschKrieg ab. Das Doppelrelease versammelt die diversen Überbleibsel der letzten Monate mit einigen neueren Aufnahmen – nicht der maximalen Ausbeute wegen, sondern weil sie es wert sind, gehört zu werden. Das ist einer der großen Unterschiede zum Rest des Games.

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