Gerard – AAA // Review

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(Futuresfuture)

Wertung: Vier Kronen

Gerards neues Album »AAA« erscheint über sein eigenes, 2016 gegründetes Label Futuresfuture, und dementsprechend blickt der Wiener auf zwölf Tracks mal mehr, mal weniger explizit in die Zukunft. Das passiert zum einen auf persönlicher Ebene und wird neuerdings durch abstrakte, assoziative Ideen ergänzt. »Konichiwa« kann als Beispiel für gelungene Abstraktion gesehen werden (»Ich hab keine Zeit für Konjunktive/Eins für den Bass, zwei für die Familie«) und wird außerdem mit einem so clubbigen, treibenden Beat untermalt, dass man auf die Idee kommen könnte, »AAA« stehe eher für eine Super-Mega-Batterie als für ein sich an die Musikindustrie anbiederndes »Access All Areas«. Diese Gratwanderung gelingt im Ganzen besonders aufgrund der Instrumentals aus der Hand Albin Janoskas (der produzierte unter anderem auch für SOHN und Banks), die zwischen trippig-ruhig und druckvoll changieren und trotz vieler Twists einen zusammenhängenden Überbau bilden. Eine Neuerung ist dabei der Einbezug von theaterartigen Vocals: Gerard holt sich zur Verstärkung die experimentelle bis absurde Schlager-Rap-Kombo Schönbrunner Gloriettenstürmer auf die Platte und bewegt sich damit noch ein gutes Stück weiter Richtung Pop. Gerards textliche Stärke ist seit jeher die emotionale Unmittelbarkeit, die auch auf »AAA« mit Tracks wie »Play/Skip« oder »The Streets« durchaus Wirkung zeigt, an manchen Stellen aber in studentischen Kneipenphrasen abdriftet. So schmeißt Gerard in »Eins zu Eins« die Hättehättefahrradkette an und kommt zu dem Schluss, dass trotz anders gefällter Lebensentscheidungen vielleicht trotzdem alles so gekommen wäre, wie es jetzt ist – soweit gut und richtig und konsensfähig, aber zu einfach, um Schlüsseltext zu sein. Insgesamt ist »AAA« leider an manchen Stellen zu seicht, aber dennoch ein in sich stimmiges Sommeralbum, das sich, könnte man es anfassen, wohl sehr sanft und glatt anfühlen würde. Eine schöne Zukunftsvision.

Text: Alina Kloepper

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