Gaika – Spaghetto EP // Review

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(Warp Records)

»Spaghetto« zieht lange Fäden. So wie Parmesan, der auf heiße Spaghetti gebröselt wurde und zu schmelzen beginnt. Alles läuft bei Gaika parallel zueinander: Erzählstränge, ellenlange Synth-Signale, kaputtes Rauschen und dieses permanente Gerumpel, das schließlich wirklich zu einem roten Faden verwächst. Kaum zu glauben. Immerhin macht Gaika, der aus Brixton kommt und mit Murkage musizierte, erst mal alles und nichts. Seine Stimme, die bis in dunkelste Tiefen verzerrt wird, dann schmerzvoll singt, wirkt entmenschlicht, gleichzeitig aggressiv. Seine Tracks scheinen eine allergische Reaktion auf die noch immer realen Ressentiments gegenüber Schwarzen in der westlichen Welt zu sein. Gaika brüllt, weil doch ohnehin alle aus dem Nebel kommen und die Hautfarbe dabei keine Rolle mehr spielt, wie er auf »The Deal« bemerkt. Der Deal ist: Den Wohlstand der einen auf die Ausbeutung der anderen aufzubauen. Gaika hat es durchschaut, kann durch seine Straßenvergangenheit und das akademische Elternhaus beide Realitäten nachempfinden. Das scheint zu viel für den Kopf zu sein. Der einzige Fluchtweg aus dem Wahnsinn: abstrakte Musik, die die komplexe Gesellschaft zu erklären versucht. Der bittersüße Gesang, der auf Dancehall trifft, der auf bedrohliche Rapparts trifft, wühlt jeden auf, der bis zum Ende zuhören kann, ohne vor Scham über die eigene Rolle im beschriebenen Konstrukt im Boden zu versinken. Ohnehin ist man vor Gaikas Eindringlichkeit nirgendwo sicher: Das Beschriebene ist zu real.

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