Frauenarzt & Taktlo$$ – Gott // Review

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(Proletik / Universal)

Es sind die niedersten Triebe des Menschen: Sex und Gewalt. Frauenarzt und Taktlo$$ wissen diese Gelüste genau zu bedie­nen. Garniert mit bergeweise Beleidigungen in Richtung des Hörers und einer großzügigen Prise Feierwut lädt »Gott« zum Kopfausschalten und Mitnicken ein. Die schiere Coolness der Protagonisten reicht aus, um das inhaltliche Loch zu flicken – und ohne das letzte »L« hätte dieser Satz den Nagel mindestens genauso präzise auf den Kopf getroffen. »Ich hab News für dich. Du bist ein Hurensohn! Nein, stimmt nicht. Entschuldige. Das ist gar keine Neuigkeit«, rappt Taktlo$$, der dem sperrigen Humor, den seine Jünger so an ihm lieben, treu bleibt und an Wahnwitz kaum zu überbieten ist. Auch Frauenarzt ist sich mit Zeilen wie »Westberlin kennt keine Grenzen – nur die Mauer, du Bauer!« für keinen Kalauer zu schade und weiß mit selbstbewusster Präsenz und Charisma zu überzeugen. Die beiden Lokalmatadore fühlen sich hörbar wohl und sind mit Spaß bei der Sache, wodurch dieser gewisse Charme entsteht, der »Gott« so herausragend macht. Durch den gleichberechtigten Kontrast zwischen Taktis unberechenbarem Irrsinn und Arzts explizitem, serifenlosem Purismus bleibt es stets interessant. Ebenfalls spannend: Die musikalische Untermalung, die völlig unvorhersehbar, aber immer stimmig ist und trotz Überraschungsmomenten nie willkürlich wirkt. Aus klassischen G-Funk-Synthies werden im selben Atemzug plötz­lich aggressive Dubstep-Wobbles, auf Eurodance-Ästhetik folgt mustardesker Ratchet-Sound. Ganz im Zeichen von »Mutterficker« bleiben auch tief grollende Basslines und die obligatorischen 808s ein fester Bestandteil der Instrumentierung. Der gelegentliche Einsatz von Autotune erweist sich ebenfalls als überaus stilsicher und wird stets mit Bedacht einge­setzt. Gerade mit der butterwei­chen Hook auf »Egal was du sagst« brennt sich Emporkömm­ling Burak unweigerlich ins Trommelfell ein. Den deplatzierten Feature-Ballast auf »Kein Geheimnis« hingegen hätte man trotz des lässigen Auftritts von Prinz Pi getrost entbehren können. Die übrigen Gastspiele machen da eine deutlich bessere Figur und lockern »Gott« weiter auf. Not tut das aber nicht, ist doch genau die unbedarfte Lockerheit, mit der konstant treffsichere Punchlines geschossen werden, das, was »Gott« so ungemein erfrischend gestaltet.

Text: Skinny

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