Fat Joe – The Darkside Vol.1 // Review

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Fat-Joe_The-Darkside

 

(E1 Music/Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Berechnender geht es wohl kaum: Nachdem Fat Joe jahrelang auf das falsche Pferd (sprich: Pop und R&B) gesetzt und sich gegen seine eigene Vergangenheit gewehrt hat, spielt der gute Joey nun seinen letzten Trumpf aus: “This is that block music, get head, bust a shot music, bag it up, hustle rocks, fuck the cops music.” Und wehe, die undankbare Fan­gemeinde kann selbst der dunklen Seite der Macht nichts mehr abgewinnen, über Konsequenzen möchte man gar nicht nachdenken, schließlich hat das Bronx-Schwergewicht nun wirklich alles versucht. Und genau da liegt das Kind begraben: Erfolg stellt sich nich automatisch ein, indem man sich an funktionierenden Geschäftsmodellen orientiert, sondern oft durch ureigene Kompromislosigkeit, die Individualität in ein Massenphänomen aka “Trend” übersetzen kann. Schade nur, dass ausgerechnet “The Darkside Vol. 1” uns in diesem Punkt Lügen straft. Denn gerade dieses Album mit quasi-antikem Erfolgsrezept gehört musikalisch zu den größeren Ruhmes­taten des Terror Squad-Häuptlings. Danken mag man es Joeys gutem Händchen für erstklassige Instrumentals: Scoop DeVille, Cool & Dre und Just Blaze haben ganze Arbeit geleistet und Soulsamples bis Synthieklänge in ein zeitgemäßes Gewand gezwängt. Da folgt ein Knaller auf den nächsten: “Kilo” bedient sich des bekannten Dilla-Samples und macht mit The Clipse und Cam’ron sogar noch mehr Spaß als mit Ghost & Rae. “No Problems” entpuppt sich dank absoluter Geradlinigkeit als der Track des Albums und “(Ha Ha) Slow Down” mit Young Jeezy demonstriert geradezu in Perfektion, wie man Pop-Appeal mit einem interessanten Beat-Ansatz unter einen Hut bekommt. Natürlich flammt hier und da einfach zu kalkuliert der gewünschte Realness-Faktor auf, beispielsweise im Falle des einfach nur einschläfernden Premo-Beats. Zu verschmerzen ist es dennoch – ebenso wie das R. Kelly-Feature, denn “The Darkside Vol.1” ist und bleibt ein wirklich angenehm durchhörbares Album. Und wann hat man das zum letzten Mal bei Fat Joe erlebt?

 

Text: Stefan Zehentmeier

 

 

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