Eno – Xalaz // Review

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(Kopfticker / Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Ein 19-jähriger Maschinenbaustudent aus Wiesbaden knackt mit ein paar Videos bei Youtube in kürzester Zeit die Millionenmarke und bekommt einen Anruf vom Baba aller Babas. Enos Werdegang ist die Deutschrap-Traumgeschichte in der Spielzeit 2016/17: Jeder kann es schaffen, ungeachtet des Backgrounds – solange der Hit Hit ist und die Klickzahlen stimmen. »Xalaz« soll jetzt auf Albumlänge beweisen, dass Enos Rap auch ohne Video-Optik funktioniert. Wenn ein Attribut das Debüt von Eno zusammen­fassend ­beschreibt, dann: zeitgemäß. Wie es sich für hiesigen Straßenrap anno 2017 gehört, bedient sich Eno nicht nur bei seinen Kollegen aus Frankfurt und Übersee, sondern zieht Inspirationen auch aus Frankreich. So findet in den zehn Produktionen zusammen, was gerade en vogue ist: ratternde Hi-Hats, wabernde 808s und dichte Synthie-Soundteppiche. Beat-Switches mit Piano- und Vocalsamples sorgen darüber hinaus für breitflächige Atmosphäre und erinnern an Travis Scott. Auf Rap-Ebene liefern Hashtag-Hooks den nötigen Hit-Faktor, während Eno von Track zu Track spielend zwischen Intonationen und Akzenten switcht, veredelt durch alle möglichen Stimmeffekte, Extraportion Auto-Tune auf den Adlibs inklusive. Apropos Hits: »Million« und »Ohrwurm« werden ihren Titeln allemal gerecht. Nur fallen sie mit ihren sommerlich karibischen Vibes aus dem sonst eher düsteren Rahmen des Albums. Die Welt, von der Eno auf »Xalaz« erzählt, dreht sich um Scheine und ­Betäubungs­mittel, um Chayas und um Hater. Eno gibt sich dabei größte Mühe, trotz einer gewissen Monothematik nie der Eintönigkeit zu verfallen. Und obwohl ihm das mit seiner dringlichen Flow-Varianz gelingt, muss man auch kein Technikfetischist sein, um ihn hier und da leicht stolpern zu hören. »Xalaz« probiert ganz vieles aus. Das ist so bemerkenswert wie nachvollziehbar, wenn Eno erzählt, dass er erst ein Jahr vor Vertragsunterzeichnung überhaupt anfing, an Tracks zu schreiben. Ob da aber jemand zu seinem wirklich eigenen Stil gefunden hat, sei mal dahingestellt.

Text: Till Strätz

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