De La Soul – and the ANONYMOUS NOBODY // Review

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De La Soul_TheAnonymousNobody

(AOi Records / Rough Trade)

Wertung: Vier Kronen

Gesamtgesellschaftlicher Verjün­g­ungswahn hin oder her: Kaum eine Kultur geht so unversöhnlich mit dem Altern um wie HipHop. Nun müssen sich auch De La Soul die Frage stellen: Ist man mit fast ­fünfzig Jahren eigentlich noch Rap? Die Antworten auf ihre Grown-Men-Worries suchen die drei in konventioneller Live-Instrumentierung. De La ließen die Rhythm Roots Allstars aus Los Angeles wild drauflosspielen, um anschließend in altbekannter Sampling-Manier die besten Takes zu verwursten. Ahnbarer Altherren-Move? Man muss dazu festhalten: De La Soul haben HipHop im Rahmen ihrer NY-Sozialisierung im Grunde ­ästhetisch durchge­spielt. Ihr 1989 von Prince Paul produzierter Erstling war ein Sampling-Manifest, das sich vom abgedroschenen Funk-Break-Re­pertoire abhob und die Plugs dank ihrer Mittelstands-Lingo als Hip­Hop-Hippies brandmarkte. Daraufhin versagte man sich dem leichtfüßigen Wortwitz und schüttelte Anfang der Neunziger erfolgreich das Image ab. Als Mitte der Neunziger wiederum Erfolgshäuser wie Bad Boy drohten, das friedliebende Triumvirat in Perlwein zu ertränken, holte man J Dilla ins Boot und publizierte mit »Stakes Is High« ein Untergrundpamphlet, das uns Common und Mos Def vorstellte. Zur Jahrtausendwende feierten die Long-Island-Natives mit »AOI« wiederum ihren zweiten Frühling und spielten sich mit zeitgemäßen Eigenproduktionen und hochpreisigen Features gar in die Black-­Music-Schuppen. 2004 waren dann auch noch Madlib und MF Doom mit an Bord, kurz bevor US-Rap endgültig gen Süden auswanderte, zum Einmannsport wurde und De La drohten, mit zahllosen Europa-­Tourneen zu Retrorap-Rentnern zu mutieren. Vielleicht ist es Zufall, dass De La Soul ihre Vocals nach mehr als zehn Jahren Pause in Atlanta aufnahmen. Den ewigen Quell der Jugend scheinen sie in HipHop jedenfalls nicht mehr zu suchen. Stattdessen lässt man Pete Rock an die MPC2000, vocoderrappt sich mit Roc Marciano über Rhodes in zeitlose Trance und channelt mit einem Disco-Groove Snoops inneren Preacherman. Außerhalb von Rap wildert man wiederum mit Little Dragon in orchestriertem Soul und konter­kariert Talking-Heads-­Vorsitzer Davyd Byrne gekonnt mit Dilla-eskem Gerumpel. Etwaiges Gitarrengehabe beiseite ist »and the ANONY­MOUS NOBODY« ein Exempel dafür, wie man mit Hip­Hop in Würde altert. De La Soul sind nun offiziell die älteste lebendige US-Rap-Band ohne Albumausrutscher.

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