Damion Davis – Forever Ying // Review

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(NewDEF / Wolfpack Ent. / Chapter One)

Wertung: Drei Kronen

Doppel-D ist back, representin’ Pankow. Um die Real-Rap-Debatte an dieser Stelle abzu­kürzen: Ja. Damion ist Alte Schule, die neue Platte ist Bummtschack. »Junge, ich komme aus dem Basement/Doch die Oberfläche hat keinen Bock auf Understatement.« Schon vor dem letzten Album »Querfeldein« befand man sich auf rucksackigen Crossover-Strecken. Es liegen viele sperrige Thementracks mit unstreit­barem Talent hinter ihm. Und als er kürzlich in der Hotbox der Kollegen ­freestylte, war wirklich alles aus. Nun gibt’s die neue Platte unter neuem Labeldach, und die produziert er auch gleich selbst. Auf »Forever Ying« schwankt Damion zwischen lyrischen Großtaten – etwa wenn er Worte so biegt, dass man den Unterschied zwischen »feiert«, »verehrt« und »verirrt« nochmal überdenkt – und Kalauern, mit denen er die WG-Wortspiel-Kasse in kürzester Zeit ­alleine füllt. Dabei schlägt immer wieder ­Damions linke Perspektive durch. »Alle – in ­einem Boot« ist die pulsierende Fortsetzung vom 2004er »Fluchtversuch«, einem seiner ­ersten und größten Songs. Nur »Penner von der Bank« toppt das mit satten Drums, dezenter Trompete und Sample von Youtube-Lachkick »Herrn Mauer«. Unange­nehm fällt dagegen der Migos-Flow in »Glass« auf, der einen im ­Unklaren darüber lässt, ob man es hier mit einer Persiflage oder einer Hommage zu tun hat. Schwer zu sagen, was schlimmer wäre. Ins­gesamt liegt der Fokus, wie das »Ying« ­bereits verrät, auf Negativem, Passivem, Kaltem, immer wieder redet Damion von Fernweh. Und im konventionellen Popsinne ­untermalt er das mit einer Live-­Instrumen­tie­rung. Das nimmt einerseits einen altbacken­en Oldschool-Beigeschmack, sorgt aber nicht unbedingt für mannigfaltige Soundspielereien. Und 18 Songs sind auch nur dann nicht zu viel, wenn man aus Pankow ganz in den Süden von Berlin muss. Damion versteht sich noch immer als Geschichtenerzähler mit ausgefeilter Technik – ein Talent, das man ihm nicht absprechen will. Dass man auch mit weniger Worten große Bilder malen kann, geht »Forever Ying« allerdings ab.

 

Text: Robin Thießen

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