D.R.A.M. – Big Baby D.R.A.M. // Review

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(W.A.V.E. Recordings / EMPIRE / Atlantic)

Keine Frage, pessimistische Tendenzen haben HipHop in den letzten Jahren aufreibende wie spannende Momente verschafft. Schließlich lassen sich aus dem gepflegten Im-Arsch-sein wunderbar selbstzerfleddernde Alben schustern. Der resultierende Tenor: Ohne handfeste Depression ist man kein spannender Künstler. Rookies wie Hochkaräter schaukeln sich gegenseitig nach oben, wer mehr Scheiße gese­hen hat. D.R.A.M. sticht mit seiner lockeren Art aus der Masse heraus; seine gute Laune wird aber nicht selten als gimmickhafte Goofiness abgetan. Seit aus dem kleinen »Cha Cha« das große »Hotline Bling« wurde, muss der in Kaiserslautern geborene D.R.A.M. (Akronym für Does. Real. Ass. Music.) zudem gegen das Prädikat One-Hit-Wonder ankämpfen. Trotz all der Naivität, mit der man ein Debütalbum bestreiten kann, versteht es D.R.A.M., eine Brücke zwischen Entertainment und Ehrlichkeit zu schlagen. »Big Baby D.R.A.M.« ist keine bloße Aneinanderreihung von Partyrhythmen, denn der Dauergrinsende erdreistet sich, Me­lancholie durchzudeklinieren – und das, ohne in Bitterkeit zu verfallen. Verlustängste, 808s & Herzschmerz und der ständige Konsum von verschreibungspflichtiger Arznei sind ebenso Themen wie selige Ray-Charles-Zitate am Bankautomat. Wenn bereits im Intro mit »I had to tell myself to go and get it myself« ein gesundes Selbstwertgefühl einrollt, fühlt man sich an Kanye’sche Anfänge erinnert. Vielleicht schwingen diese Vibes aber auch mit, weil sich neben Charlie Heat auch Über-Produzent Mike Dean für das Projekt begeistern ließ. Obwohl er Rap-stile flexibel wechseln kann, ist D.R.A.M. dabei auf Albumlänge weniger Rapper als Sänger. Das sorgt für ständige In-der-Dusche-­sing-Momente, impliziert aber auch, dass hier einer sein Potenzial nicht ausschöpft. Klar ist, dass eine offen positiv ausgelebte Art polarisiert, weil sie leicht mit Oberflächlichkeit verwechselt wird. Und sich mit Teddy-Buddy Idnit für das Cover abzulichten, kann auf den ersten Blick albern wirken. Tiefer geht das Ganze allerdings doch und fragt nicht weniger als: Könnt ihr überhaupt noch glücklich sein?

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