Curren$y – Pilot Talk // Review

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Curreny_Pilot-Talk

(BluRoc/Def Jam/Import)

Wertung: Fünf Kronen

Jede Generation bekommt, was sie verdient. Das ist im Rap nicht anders. Deswegen haben die Post-Nullerjahre-Hörer ihre Electro-Basstarde, Gangsta-Rap-Auslaufmodelle, Hashtag-Lyricists, Gefängniswärter-turned-Drogenbarone – und eben diesen Curren$y. Auch wenn es das Gros der Szene noch nicht weiß: Der 29-jährige Spitta aus New Orleans ist einer der Genre-definierenden Spieler, die in der neuen amerikanischen HipHop-Realität die ­Weichen stellen (werden). Curren$y ist der Rapper’s Rapper aus dem Internet, ein außergewöhnlich talentierter Sympath ohne einen das Image einengenden Lokalpatriotismus, ein perfekt vernetzter Teil der Szene, ohne auch nur einen feuchten Dreck auf selbige zu geben. Auf “Pilot Talk” untermalt Ski Beatz, Jay-Zs ehemaliger Hausproduzent, mit warmen Basslines und eingestreuten PsychRock-Fetzen die Chose auf perfekt unprätentiöse Weise. Ein Sound, der genau nach der Idee klingt, die Damon Dash wohl für seinen DD172-Galerieklüngel in TriBeCa im Sinne hatte. “Pilot Talk” ist die introvertierte, zugekiffte Blaupause für die Hand im Schritt der Hose, die trotz aller Fashion-Trends einfach nicht skinny werden kann. Zwischen Streetwear-Store, Coffeeshop und Booth frönt Curren$y seiner ganz eigenen Idee eines zutiefst gelangweilten “Form Follows Function”-Konzepts. Sein sonores Nörgeln zieht sich durch die 42 Minuten und hinterlässt ein lückenloses Bild eines umfassend zufriedenen Chillers. Der Rest mietet sich Video-Vixens und schaut grimmig in die Kamera, Curren$y cruiset im Chevy durch die Großstadtnacht und pumpt Black Stars “Respiration”. Die Losung bleibt trotz begeistertem Feedback aus der Blogosphäre und nicht enden wollenden Fragen nach der No Limit-/Cash Money-Vergangenheit die alte: “Ain’t nuthin’ changed but the address.” Man will den HipHop-Gott verzweifelt nach Vergleichen fragen. Aber es gibt sie nicht. Oder doch? Curren$y ist, als wäre Lil Wayne von diesem Planeten, Memphis Bleek aus Louisiana oder Snoop Dogg halt immer noch 20 Jahre jünger. “Pilot Talk” ist vielleicht kalkulierte Ignoranz, viel wahrscheinlicher aber spektakuläre Stoner-Realität, die in dieser Form zum besten Rap wird, den das Hier und Jetzt zu bieten hat. Keine HipHop-Anmaßungen, keine destruktiven Verbesserungsvorschläge, sondern schlicht die so desinteressierte wie grandiose Schwanzparade für die iPods, die 2010 die Welt bedeuten. Curren$y zerbröselt Konventionen, rollt den Status Quo in ein braunes Stück Papier und lässt all die Genre-Redundanzen in blauem Rauch aufgehen. Die Richtung zeigt steil nach oben. Wie könnte es anders sein? Jets, fool!

 

Text: Alex Engelen

 

 

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