Cro – tru. // Review

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cro, chimperator, tru., fake you, stream(Chimperator / Groove Attack)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Eigentlich hätte es das gewesen sein müssen: Fünf Jahre nach »Raop« schien die Halbwertszeit überschritten, die Fassade porös, diese Maske irgendwie abgegriffen – die Abgesänge auf das Imperium Cro lagen nach dem Superflop an den Kinokassen mit »Unsere Zeit ist jetzt« längst zur Veröffentlichung bereit. Doch dann: »Baum« – und wenig später auch noch »Unendlichkeit«, ­dessen Hook schon jetzt als beste des Jahres feststeht. Da war sie wieder, diese Leichtfüßigkeit, aber auch der Mut zur Innovation, diesmal gepaart mit einer Tiefe, die Cros bisheriges Schaffen nie offenbaren konnte – oder wollte. Klar, der Zugbär der 0711 Affenbande hätte noch ein paar Jahre wie gewohnt weitermachen und sich die Statusverwaltung mit etlichen Sponsorings vergolden lassen können, um anschließend die Frührente mit Wohlstandsplauze auf irgendeiner Südseeinsel zu genießen. Doch »tru.«, das dritte Studioalbum der stets gut gelaunten Pandamaske, ist nach mehr als einem halben Jahrzehnt des Versteckspielens ein erster ­ernstzunehmender Blick ins Innenleben des Carlo Waibel. Mehr noch als das Inhaltliche, lassen jedoch die exzellenten musikalischen Referenzen aufhorchen, die wohl unweigerlich in die Produktion eingeflossen sind: Justin Vernon (im Interlude nach »Kapitel 1«), Daft Punk ­(»Computiful«), Kanye (»Alien«) und vor allem Chance The Rapper (»fkngrt«, »hi«, »0711«) haben Cro zu einem organisch warmen Analog­-Synth-Klumpen inspiriert, der detailverliebte Überleitungen en masse bietet und wahlweise zum Mitschreien, -säuseln oder -summen animiert. Was auffällt: Dieses Melodiegenie mag noch nie einen Body gecatcht haben, aber Bro, »tru.« ist bis an die Zähne strapped mit englischen Hooks, Bridges und Anglo-Sprachfetzen. Dass die sich im Jahr sieben nach »Dreh den Swag auf« ohne jeglichen Fremdscham­faktor ins Gesamtbild einfügen und nur der ­Wyclef-Part redundant wirkt, ­gleicht einer kleinen Meisterleistung. Auch kommt »tru.« ohne Anbiederungen an aktuelle Deutschraptrends aus und ist gleich­zeitig Carlos vielschichtigstes Werk. Der einzige Schön­heits­­fehler: Cro nähert sich zwar den Rändern, bewegt sich aber trotzdem durchweg in seiner Komfortzone. Eins ist nach »tru.« jedoch sicher: Die Halbwertszeit dieser Maske ist grundverschieden mit der von Carlo Waibels Karriere. Da kommt noch was.

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