Crack Ignaz & Wandl – Geld Leben // Review

-

Layout 1

(Melting Pot Music/Groove Attack)

Wertung: Fünf Kronen

Als uns Mitte November das erste Pressexemplar von »Geld Leben« erreichte, war »Kirsch« noch nicht ganz verdaut. Das Überraschungsalbum des Sommers rotierte noch in den Redaktionsräumen, da war Crack Ignaz schon wieder in einem ganz anderen ­Universum unterwegs. »Geld Leben« entstand ­sogar bereits im Frühsommer mit Jungproduzent, Fast-Sänger und Affine-Dude Wandl in dessen Wiener Crib, und ist mit seinem Neo-Boombap-Ansatz die musikalische Antithese zum Kitsch-Bonbon »Kirsch«. Und während diese Zeilen verfasst werden, ist mit »Aurora« – dem deutschsprachigen »WATTBA«-Pendant von Ignaz & LGoony – bereits das nächste Großprojekt gedroppt. Der Haberer hat einen Run und – entgegen der Meinung vieler Ungläubiger – einen völlig gerechtfertigten Hype. Der Turn-Up ist also real, auch wenn man dem Phänomen Ignaz K mit herkömmlichen Technikpara­metern und Realkeeper-Kriterien nicht gerecht wird. »Geld Leben« ist trippiger, nerdiger, konzipierter und offenbart das ungeahnte Potenzial des Based Barons, der sich »elektrisiert so wie Pikachu« als junger Swah Lord inszeniert, sich mit der »pretty bitch« Mona Lisa vergleicht und gesteht: »Ich bin 700 Jahr‘ alt, Oida!« Glaubt man ihm sofort, egal, wie oft hier »dick Knödel geschoben«, »lila Weed geharzt« und (oder eben nicht) »Geld g’mocht« wird. Crack Ignaz ist ein Early Adopter, der Hipster hatet. Die Widersprüche und Übertreibungen sind hier aber nur ein Stilmittel zum Swag: Fuccbois werden mit der rosafar­be­­nen custom-made Uzi erlegt und für Messagerapper hält Pretty Falco einen Messerstecher bereit. Das Gödlife ist hier weniger in pink als in Graustufen ausgemalt. Der neologistische Feingeist und die Alpen-Anglizismen reichen aber wieder für einige der ersten Highlights des noch jungen Deutschrapjahres. Wandl channelt seinen inneren Madlib, legt 808-Kicks als Unterbau an, und verschafft dem totkomprimierten, gechoppten Filter-Soul des Beat Konductas ein zeitgemäßes Update. Instrumentale Interludes halten das Album ästhetisch zusammen und verdichten es zu einem ausufernden Trip, der sich gegen Ende in paranoidem Verfolgungswahn (»Zähne & Augen«) und cloudigem ­Spoken-Schmäh verfängt (»Wellen«), bevor er in der alternativen Kopf-­Hoch-Hymne »Ikarus« seinen Höhepunkt findet.

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein