Crack Ignaz – Marmeladé // Review

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(Airforce Luna)

Was soll schon schiefgehen, wenn’s mit einem »Gypsy Woman«-Sample beginnt? Tatsächlich: »Marmeladé« ist das beste Ignaz-­Release in 2016. Ein gutes Jahr hatte der Salzburger eh: »Geld Leben« mit Wandl erfand den Rapper Ignaz K. im feinen Vintage-Bummtschack neu, »Aurora« mit LGoony wiederum war eines der wenigen Konsens-Hit-Tapes des Rapjahres 2016. Warum dieses Mixtape trotzdem stärker ist? Weil Crack Ignaz ohne Kollabo-Partner, ohne rundes Soundgewand, also ganz ohne Limitierungen seine Stärken offenbar am besten ausspielen kann. Heißt: eine Menge Shit-Talk à la »Ich hab die Hoes so wie Dragon Ball«, ignorantes Gebragge und vor allem: Spielfreude. Auf »Aurora« kam das manchmal zu kurz, was in der Natur der Kollabo liegt. Einige Beats lagen mehr auf LGoonys Home Turf, was man im Ergebnis dadurch merkte, dass Ignaz eher abgehangene Standard-Verses als lässigen Swag-Talk lieferte. Auf den 16 Songs (+ vier Skits) von »Marmeladé« ist davon nichts zu spüren. Von eingangs erwähnter Neunziger-Dance-Referenz in »Ball wie i«, über das zurückhaltend stampfende »Swah« und »HWG« mit Juicy Gay, bis hin zur weit düstereren zweiten Hälfte mit verdrogtem Hypnose-Rap auf »Lobe« und »Jeder Tag« – sowohl Instrumentals als auch Ignaz performen konstant auf Champions-League-Niveau. Auch und gerade weil »Marmeladé« eifrig Geschwin­digkeiten und Stimmungen wechselt, hört man das Tape gerne am Stück und von vorn bis hinten. Vielleicht liegt’s am dramaturgischen Bogen: Auf den ersten Anspielstationen Materialismus und Mädels, in der zweiten Hälfte ist »jeder Tag ein Regentag«. In jedem Fall, man glaubt’s anfangs selbst kaum, hat Crack Ignaz auf diesem rotzigen Schnellschuss etwas mit Bravour gemeistert, woran hierzulande die meisten Rapper gnadenlos scheitern: Ein Mixtape aufzunehmen, das auch so klingt wie eins – also: spontan, skizzenhaft, verspielt, unperfekt. Deshalb ist »Marmeladé« das Beste, was der Künstler an diesem Punkt seiner Karriere machen konnte.

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