Celo & Abdi – Bonchance

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celoabdi-cover(Azzlackz/Groove Attack)

Wertung: Fünf Kronen

»Hinterhofjargon« ist eines der besten deutschsprachigen Rapalben aller Zeiten. Punkt. Noch bevor Mentor Haftbefehl die breite Masse für sich erschloss, lieferten Celo & Abdi eines der ersten Alben ab, auf das sich Ticker wie Hipster gleichermaßen einigen konnten. Der Nachfolger »Akupunktur« konnte die dadurch resultierende, beinahe utopische Erwartungshaltung nicht erfüllen. Es handelte sich keineswegs um ein schlechtes Album, doch der horrende Überraschungseffekt, mit dem »Hinterhofjargon« einschlug, blieb aus. Bevor man das erste Mal »Bonchance« anschmeißt, gilt es also, die Erwartungshaltung zu klären. Ein zweites »Hinterhofjargon« ist in etwa so realistisch wie ein zweites »Illmatic« – ja, diesen Vergleich kann man völlig ironiefrei ziehen. Doch Künstler stets an vergangenen Erfolgen zu messen, ist nicht nur ihnen gegenüber unfair, es schränkt auch das eigene Hörvergnügen massiv ein. Also Gehirn auf Werkseinstellung zurückgesetzt und Play gedrückt. Der Opener »Kickstart« wird – rein tempomäßig – zwar seinem Namen nicht gerecht, aber stimmt perfekt auf die folgenden dreizehn Tracks ein. Ché und A machen von Anfang an deutlich, wer das Duo Numero Uno ist. Oder besser: Trio Numero Uno. Sich wieder hundertprozentig auf Produktionen von M3 einzulassen, war eine mehr als gute Entscheidung. »Bonchance« klingt wie aus einem Guss und doch gleicht kein Track dem nächsten. Das liegt nicht nur an der Produktion, sondern auch an den beiden Protagonisten, die in Sachen Technik und Stimmeinsatz eine ordentliche Schippe draufgelegt haben. Inhaltlich gibt es indes weniger Überraschungen: Das Tag Team aus FFM setzt weiterhin auf glaubwürdige Geschichten von der Straße – nur eben eine Spur sympathischer und charismatischer vorgetragen als beim Rest der Szene. Einzelne Songs hervorzuheben ist kaum möglich, denn »Bonchance« ist ein Album im besten Sinne: Hier wird kein Füllmaterial um zwei Hits gestrickt. Hier wird auf konstant hohem Level abgeliefert. Leider bedeutet dies nicht nur, dass es keine Ausfälle gibt, sondern auch, dass es kaum Ausreißer nach oben gibt. Auf »Bonchance« fehlen vielleicht herausstechende Tracks mit politischer Schlagkraft wie einst »Parallelen« oder enorme Gänsehautmomente wie »Besuchstag«. Aber wir wollten ja nicht von früher reden…

Text: Patrick Lublow

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