Black Milk – Album Of The Year // Review

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Black-Milk_Album-Of-The-Year

 

(Fat Beats/Groove Attack)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Chapeau für die eindeutige Zweideutigkeit im Titel. Vermeintlich dickhosig das “Album Of The Year” ausrufen, aber eigentlich nur die musikalische Verarbeitung des vergangenen ereignisreichen Jahres meinen, ist sogar noch besser, als es auf den ersten Blick klingt. Der bittere Beigeschmack folgt leider prompt: Bei der Prelistening-Session verkündete Black Milk, das Album sei “die ehrlichste Arbeit”, die er “jemals kreiert” habe. Eklig, diese ausgewaschenen PR-Phrasen, insbesondere wenn sie ernst gemeint sind. Ehrlichkeit ist nämlich in den meisten Fällen eher langweilig. Irgendwie ziehen wir doch alle rossige (!) Unwahrheiten der Langweiligkeit des Daseins vor. Zu Entertainment-Zwecken natürlich. Ehrlich erfreulich sind auf “Album Of The Year” zumindest (und erneut) die Drums. Black Milk vertraut weiterhin nicht auf Bausteine aus der Retorte, sondern strapaziert ausgiebig und innovativ Membrane und deformierte Bleche. Die Losung des vorangegangenen Albums “Tronic” – “Give The Drummer Sum” – bleibt  oberste Maxime. Mehrlagige Percussion-Läufe, eingestreute Wah Wah-/Horn-/Funk-Bass-Loops und sich repetierende Norm-Samples verquicken sich zu nach vorne preschenden instrumentalen Großtaten. Mit Black Milks typischer Mischung aus Synkopen und Direktheit avanciert dies zur Formel für eine musikalisch durch und durch überzeugende Vorstellung. Schade, dass sich seine Raps in der abwechslungsreichen Musik nicht widerspiegeln. Sein Reim-Stakkato stagniert auf einer einzigen Ton-Frequenz, seiner Delivery fehlt währenddessen jede Nuance. Sein Rap, die eine, ihm stets so wichtige Komponente, trägt wenig zu seinem weitläufigen Repertoire bei. Und wenn dann auf “Deadly Medley” mal Freunde wie Elzhi oder Royce Da 5’9” zeigen, wie es wirklich geht, dann sieht der junge Beatschrauber plötzlich ganz schön alt aus. Könnte man die Bewertung für dieses Album trennen, so gäbe es fünf Kronen für die Beats und zweieinhalb für das lyrische Repertoire. Geht aber nicht, und so ist das Werk leider eine kleine Enttäuschung eines äußerst talentierten Produzenten, der sich einfach mal auf das konzentrieren sollte, was er am besten kann.

 

Text: Alex Engelen

 

 

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