Big K.R.I.T. – 4Eva Is A Mighty Long Time // Review

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(Multi Alumni / BMG Rights Management)

Wertung: Fünf Kronen

Sechs Jahre nach seinem Internetklassiker »Return Of 4Eva« prangt über Big K.R.I.T. ein großes Fragezeichen. Die Klassenstreber Kendrick und J. Cole füllten seine Schublade und Stadien. Cole überrundete ihn noch dazu als »best producer on the mic« ihrer Generation. Im legendärsten aller XXL-Freshmen-Jahrgänge schien kaum noch Platz zu sein für einen weiteren sozialkritischen Outkast-Erben auf Mainstream-Level. Das Gemurmel übernahm die Charts und übertönte den Lyricist. 2016 kündigte Justin Scott seinen Def-Jam-Deal – wie so viele Künstler, als LA Reid (Raps Harvey Weinstein?) den Major verließ. Der Missisippi-MC zog sich zurück, trank sich um den Verstand, ging durch Depressionen – und als Indie-Künstler quasi pleite. Auf »4Eva Is A Mighty Long Time« findet Scott völlig unkitschig zurück zu sich und Gott. Es ist das karrieredefinierende Werk, das viele dem K.ing R.emembered I.n T.ime nicht mehr zutrauten. Ein etwas zu langes, aber essenzielleres »4 Your Eyez Only«. Als schizophrenes Doppelalbum, besteht es aus einer Big-K.R.I.T.- und einer Justin-Scott-Hälfte, die sich auf verschiedenen Ebenen dem »Price Of Fame« widmen. Die K.R.I.T.-Seite spult seine Südstaaten-Sozialisation ab, bringt Organized Noize und UGK auf einen Nenner und belebt Pimp C wieder (»Ride Wit Me«). »Get Up 2 Come Down« mit Sleepy Brown und CeeLo Green ist Goodie Mob in its flesh, eine herrlich hängengebliebene Mitneunzigerreferenz. In den stärksten Momen­ten, wenn er nicht den ATL-Ahnen adelt und seinen ureigenen Gospel-Trap im Blues-Barriton singt, verdichtet sich »4Eva Is A Mighty Long Time« zu einem der stärksten Conscious-Alben des Jahres. Die orchestrale Jazz-Instrumentierung und Neosoul-Motive der Privatmenschplatte reichen zwar nicht ganz an die Nerdigkeit und den Genius von »To Pimp A Butterfly«, der Real Talk von Scott erinnert aber an den hart umkämpften inneren und äußeren Kon­flikt des Mammutwerks. Auf dem großartigen »Mixed ­Messages« kulminiert dieser Wiederspruch: »I gotta whole lotta mixed messages in my songs. Am I wrong to feel this way?« Das dritte Album von Big K.R.I.T. beantwortet viele Fragen – diese lässt sie offen.

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