Beats On Road #1: digitalluc // Video + Feature

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Samplelastige Beatware ist was für die Nerds und findet fast ausschließlich in der Nische statt, sagen die einen. Die anderen machen etwas dagegen, denn an der musikalischen Qualität liegt es nicht. Hanno Martius und Jamie Seidl von Don’t Let The Label Label You schicken sich nun an, mit ihrem Format »Beats On Road« Instrumentalmusik made in Germany aus den verrauchten Szenekneipen und Hinterhof-Gigs rauszuzerren – auf die Straße. Besser gesagt: in die Berliner U-Bahn-Linie 1. In den gelben Wagons präsentieren ab heute einige interessante Vertreter der Beat-Szene instrumentale Schmankerl in Form von Beat-Sets. Den Anfang macht heute digitalluc.

Rapper turned Beatschmied

Wie bei vielen seiner Kollegen kann man auch digitallucs erste Gehversuche als Produzent in seiner Zeit als Hobby-Rapper verorten. Rhymes auschließlich auf Übersee-Beats zu spucken, war dem Wahl-Mainzer irgendwann zu öde. »Also habe ich mir ein bisschen Equipment gekauft und losgelegt. Ich saß dann wirklich Tag und Nacht an der Maschine – eigentlich bis heute«. So kommt es, dass digitalluc neben instrumentalen Solo-Projekten wie seiner »waitwait«-EP seine Soundkonstrukte auch anderen Rappern wie Edgar Wasser zur Verfügung stellt – oder bereits veröffentlichte Songs durch den Remix-Fleischwolf dreht. Entstanden sind dadurch bereits Neuinterpretationen von Kollegah-, Eloquent– oder SSIO-Songs. Letzterem gefiel der digitalluc-Mix seines Songs »Nuttööö« so gut, dass er Luc kurzerhand zu einer seiner Live-Shows einlud. »Wir haben nach der Show backstage über Jazz, Kicks und Snares philosophiert. Radio Juicy hat das Ding damals auf deren Channel hochgeladen. Als sie wegen Verstößen gegen irgendwelche Rechte ihren Channel dicht machen mussten, war der Remix leider auch weg«, erinnert er sich. Die bis zu diesem Zeitpunkt knapp 250.000 Plays auf Soundcloud verschwanden. Doch für digitalluc liegt der Fokus ohnehin nicht auf Klickzahlen oder Ähnlichem. »Ich schaue mittlerweile einfach, dass ein geiler Beat bei rumkommt. Das reicht mir dann schon. Es muss halt auch menschlich passen. Ich verschicke keine Beats«. Obwohl sein Sound mit Samples aus den üblichen Jazz-und Soul-Crates gefüttert wird, ist es schwierig, ihn zu kategorisieren. digitalluc selbst beschreibt ihn als »Mondmusik«. »Ich mache die Beats in der Regel in der Nacht. Alles schläft, nur der Mond scheint. Beste!«

 
Anlässlich der »Beats On Road«-Folge haben wir digitalluc ein paar Infos zu Inspirationsquellen und seiner Herangehensweise an Beats entlocken können:

Erste eigene Platte?
Meine erste Platte war von Johnny Guitar Watson – »A Real Motha For Ya«. Die habe ich von meinem Dad bekommen. Mein Vater hatte eine relativ große Plattensammlung und wollte die Scheibe ewig nicht rausrücken, aber ich fand das Cover so lässig und nach langem Betteln hat er sie mir dann gegeben. Das müsste jetzt ca. 5 Jahre her sein. Erst hing das Ding nur an der Wand, bis ich mir dann einen Plattenspieler organisierte und die Scheibe auch mal aufgelegt hatte. Ich war echt beeindruckt von dem funky Sound. Ging direkt ins Blut. Mittlerweile habe ich die Platte totgesampled.

Equipment?
Ich habe kein High Class Equipment. Eigentlich passiert alles im Computer. Klar, Plattenspieler und verschiedene Midi-Geräte sind am Start und eine SP-404 SX hab‘ ich auch noch – mein absolutes Lieblingsgerät und für Live Sets unglaublich geil. Ganz zu schweigen von den Effekten. Ich ziehe bei vielen Beats irgendwelche Spuren nochmal durch die SP, bevor ich ihn exportiere und er fertig ist. Ist so ein Tick. Ansonsten hab ich mir vor kurzem mal ein anständiges Interface von Universal Audio gegönnt.

Analog oder digital?
Digital. Ich habe Analog nie ausprobiert. Ich bin halt ein Computerkid und mittlerweile möchte ich auch schnell ein gutes Ergebnis erzielen. Ich denke, ich kann auch im Rechner den Vibe erzeugen, der nach alten Geräten klingt – wenn ich Lust habe auf so einen Vibe. Ich kenne mein Programm nach den Jahren echt gut und sehe keinen Grund, den Workflow nur der Nostalgie wegen zu ändern. Ich bin da nicht so dogmatisch. Mir ist es auch bei anderen Producern völlig egal, wie der Beat gemacht wurde, Hauptsache er fetzt und ist dope! Wenn aber jemand sagt, er baut seine Beats nur auf der MPC, feier ich das schon sehr. Respect the architect!

Produzenten-Vorbilder?
Ein richtiges Vorbild gibt es nicht. Aber sicher wichtige Inspirationen. Madlib war, denke ich, der erste Dude, den ich so richtig auf dem Schirm hatte und wo ich mir dachte: »Man, wie geht das? Das will ich auch machen!«. Als ich die »Proceduri de Rutina« von Hubert Daviz zum ersten Mal bei einem Homie gehört hatte, war ich auch ziemlich stoked. Das war genau mein Film zur der Zeit. Die Platte hat ihre ganz eigene Ästhetik. Da habe ich selber noch keine Sachen geschraubt, aber war schon großer Fan der Beatmucke. »Oldschool Future« von Figub Brazlevic war auch so eine Scheibe, die es mir sehr angetan hat. Die Drums und dazu die sphärischen Samples – dope! Insgesamt gibt es so viele dope Cats aus verscheiden Generationen und Ländern, die mich beeinflusst haben. Um alle zu nennen, würde ich morgen noch hier sitzen.

Letzte Platte, die du gekauft hast?
Hubert Daviz – »Another Backstein Invazion 1 & 2«

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