Azad – Nxtlvl // Review

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(Bozz Music)

Wertung: Vier Kronen

Wenn Azad sich auf seiner neuen Platte lediglich als »der Erfinder des Bozz-Seins« definiert, schwingt darin auch die Erkenntnis und Akzeptanz mit, dass andere diese Fackel derweil erfolgreicher weitertragen. Nur finanziell gesehen natürlich. Aber Azad hat seinen Frieden damit gemacht, dass Rapper Cash mit dem Image machen, das er in der Bundes-
rapublik aus der Taufe hob. Klug hat er entschie­den, »Ich genieß den Respekt«, anstatt sich wegen Wortklaubereien und Patentansprüchen durchs Leben zu beefen. Stattdessen: voller Fokus auf die Musik, deren Weiterentwicklung – die nächste Ebene. Und wie Nietzsche einst schrieb: »Alle gut verfolgten Dinge hatten bisher Erfolg.« Da bildet »NXTLVL« keine Ausnahme. Platz drei in einer schweren Charts-Woche und Millionen Klicks geben dessen Qualität (vielleicht) auch in Zahlen wieder. »Nach vorn« ist die Marschroute des Albums, die ab Track eins vorgegeben und eingehalten wird. Aus den Dampfschwaden seines Liquids heraus, erschüttert der Bozz den Beton über den er im AMGizzzy mit Rolex am schwarz tätowierten Handgelenk rollt. »Ja, ich bin ein Proll und ich steh dazu.« Inhaltlich betritt der Nordweststädter also keine neuen Gefilde: Die Straße bleibt sein Zuhause, er gibt sein Leben für die Family und zerfleischt Fronter per Pitbull. Allerdings hat er ignorante Pausen und das Nichtreimen für sich entdeckt und setzt es dosiert ein, auf zeitgeistigen Produktionen, die wie geleckt daherkommen – no homo. Autotune? Auch das kann der Bozz 2017 und lässt Calo eindringliche Hooks mit verzerrter Stimme schmettern. Bis heute hat A sein HipHop-Studium nicht ad acta gelegt und ist auch im Alter von 43 mit seiner Kultur und ihrem gegenwärtigen Daseinzustand im Einklang. Er holt die Generation 187 auf die Platte. Gzuz und Bonez salutieren per Feature und Azad untermauert mit seinen Parts, dass er immer noch Hunger hat auf der Jagd nach der Mio. Auf Facebook nennt er »NXTLVL« sein Lieblingsalbum. Der­selben Ansicht sind heute offenkundig mehr Menschen denn je – »in der Hood, in der Hood, in der Hood«.

Text: Jan Burger

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