Autorencharts 2015: Tim Tschentscher (Praktikant)

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04. Drake – If You’re Reading This It’s Too Late (kommerzielles Mixtape)
Drake - If You're Reading This It's Too Late :: Autorencharts Format
»Zero fucks given, ihr seid alle zu spät dran« – so oder so ähnlich lautete wohl der Leitsatz, mit dem Drizzy in einer lausigen Februarnacht das ignoranteste Projekt des Jahres auf den Markt schmiss. Ohne sich im Vorfeld jegliche Promo gegönnt zu haben, schätzte der Kanada-Export seinen astronomischen Hype zu Recht richtig ein. Denn eigentlich sollte »If You’re Reading This It’s Too Late« als Mixtape der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Einfach so, weil er stringentes Alben-Material for free veröffentlichen kann, wenn er will. Cash-Money-Diktator Birdman sah das allerdings anders. Das Tape wurde kommerziell vertrieben und Drake willigte ein. Nun zählt das Projekt zu einem regulär veröffentlichten Album innerhalb der Vertragsrahmung mit dem Label und genießt Platin-Status. Win-Win-Situation. Drake verteidigte damit seine Rolle als Spitzenreiter, ohne viel dafür getan zu haben. Auch in die zweite Hälfte des Jahres hinein musste der Ex-Schauspieler wenige Finger krümmen. Ein Video genügte, um ausreichend Publicity für das noch undatierte vierte Studioalbum »Views From The 6« zu generieren. Immerhin: das gemeinsame Mixtape »What A Time To Be Alive« mit Future floppte, weil zwischen den beiden keine Chemie herrscht. Obwohl sich Drake im Verlaufe der Spielzeit 2015 hauptsächlich von der enormen Energie des Grime-Revivals tragen ließ, sei an dieser Stelle noch mal der Blick auf den Quell der Inspiration für das obengenannte Mixtape Schrägstrich Album geworfen.


03. Crack Ignaz – Kirsch (Album)
Crack Ignaz - Kirsch :: Autorencharts Format

Fünfhundert Liegestütz zum Frühstück? Deppert. »Kirsch« war ebenfalls einer der mutigsten Moves, sofern man sich auf deutsche Gourmet-Kreise beschränkt. Denn wohl kaum ein halbwegs erfolgreiches deutsches Independent-Label ist so sehr an selbstauferlegte Ästhetik-Ketten gebunden wie die Kölner Kopfnick-Instanz Melting Pot Music. Um so überraschender ist das Vertrauen der Domstädter am Salzburger Buam Crack Ignaz. Ist die Halbwertszeit der Swag-Blase nun doch länger als gedacht? Lohnt es sich etwa, sich mit dieser Sorte Musik ernsthaft auseinander zu setzen? Wann hört dieser Wahnsinn wieder auf, Musik ironisch hören zu wollen? In seiner Geschlossenheit lud das Album zum kollektiven Nachdenken über den Status Quo »Deutschrap« ein. Dabei wollte »Kirsch« nichts weiter als ein Tischfeuerwerk des gepflegten High-Lifes sein.

1 Kommentar

  1. Eigentlich schöne Liste, aber wieso wird Yung Hurn als „E-Musik“ abgestempelt? Ich persönlich finde schon, dass man diese Musik feiern kann, weil sie einfach gut klingt, und nicht weil sie lustig ist. Oder habe ich da was falsch verstanden?

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