Autorencharts 2015: Fionn Birr (Autor)

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4. Drake – »If You’re Reading This It’s Too Late« (Mixtape)
Drake-Hotline-Bling
Ja, »Hotline Bling« war größer als alles, was Drake mit seinem Überraschungsrelease am Jahresanfang uns in die Wiedergabeliste schob, doch verlängerte Aubrey Graham mit »If You’re Reading This It’s Too Late« nicht nur den langzeitlichen Nachhall seines bislang besten Albums »Nothing Was The Same«, sondern zementierte auch beinahe im Vorbeilaufen endgültig seinen Superstar-Status. Denn »IYRTITL« steht als Mixtape nicht nur für das Ende seiner Cash Money-Phase, sondern dekonstruierte mit seinem skizzenhaften Charakter den durchgeplanten Reißbrett-Korpus der Musik-Industrie bis auf die Knochen. Die Zutaten: Ginuwine auf links-gedreht, eine handvoll Neuaufgüsse alter, aber niemals alternder Songideen und First-World-Problems so schwer wie der Goldschmuck von Drizzy wiegt. Keine größenwahnsinnigen Promo-Inszenierung, keine Mammut-Features – nur OVO und die Strahlkraft der Unvollkommenheit. Dankt ihm später, Kinners.


3. »Straight Outta Compton« (Film)
Straight Outta Compton
Mit HipHop-Filmen verhält es sich oft so, dass sie entweder durch einen biederen, sozialpädagogischen Unterton als gesellschaftskritische »Millieu-Studie« scheitern oder zahlreiche Klischees wie überdimensionierte Baggy Pants und peinlich-bemühte »Yo,Yo,Yo«-Dialoge in einer kitschigen Aufstiegsstory zu einem pseudo-heroischen Blockbuster aufblähen. Allein, weil »Straight Outta Compton« all diese Fettnäpfchen auslässt, kann man ihn schon als gelungen bezeichnen. Auch wenn N.W.A.-Fachkräfte gerne Geschichtsverzerrung vorwerfen, Ewiggestrige sich über den Ausverkauf ihrer Lieblingsband fürs Popcorn-Kino beschweren und man sich fragt, warum zum Beispiel Eazy-Es Dr. Dre-Diss »Real Muthaphuckkin G’s« (übrigens einer der besten Disstracks allerzeiten!) keine Erwähnung findet, steht dieser Film exemplarisch für die dringende Aufklärungsarbeit zu (Gangster-)Rap, HipHop-Geschichtsbewusstsein und dem verdammten Vermächtnis von fünf Giganten, auf deren Schultern Hafti, Kendrick und Booba erst zu dem werden konnten, was sie heute sind. »Blame it on Ice Cube, because he says it gets funky«.

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