Autorencharts 2015: Daniel Schieferdecker (Chefredakteur)

-

3. K.I.Z. – Hurra die Welt geht unter (Album)
KIZ

Erstmals gelingt K.I.Z. der Spagat zwischen Beständigkeit und Weiterentwicklung auf dem Boden geballter Brillanz dermaßen souverän, dass man ihnen ihre verdichtete Göttlichkeit aus dem Opener »Wir« beinahe als Real Talk abkauft. Das größte Plus und Alleinstellungsmerkmal im hiesigen Game stellen dabei die gewachsenen Songwriting-Skills, das Mehr an lyrischer Tightness sowie der Umstand dar, dass die Jungs altbekannte Themen neu und spannend verpacken können. Wenn sich so der Soundtrack zum bevorstehenden Weltuntergang anhört, dann darf man sich getrost auf die nächste Ankündigung der Apokalypse freuen. Bloß der Titeltrack nervt mittlerweile wie Sau. Check stattdessen:


2. Mo Trip – Mama (Album)
Motrip

Kaum einem anderen hiesigen Rapper gelingt es derzeit, so gekonnt inhaltliche Tiefe mit musikalischer Eingängigkeit und technischem Know-how zu kombinieren, und dadurch Hörer von Mainstream-Mucke und Rap-Fans gleichermaßen zu begeistern. Es macht einfach Bock, Mo rappen zu hören, weil er nicht nur inhaltlich permanent für Abwechslung sorgt, sich spielerisch (»Wie ein Dealer«, »Mathematik«) durch die unterschiedlichsten Themenfelder wühlt und sich in Stücken wie »So wie du bist« und »Bevor ich geh« unwahrscheinlich nahbar zeigt, sondern durch einen ständigen Style-Switch und kleine Details im Wortvortrag auch sprachlich nie Langeweile aufkommen lässt. Gleichzeitig schafft er es mit einer grandiosen Beat-Auswahl sowie seinem guten Gespür für Hooks, die er häufig selbst singt (»Gegenwart«, »Malcolm mittendrin«), ein künstlerisches Level zu erreichen, das »Mama« zu weit mehr macht als einem reinen Rapalbum und Mo damit endgültig auf das unpeinliche Poplevel hiesiger Ausnahmekünstler wie Casper und Marteria hievt. Check:


1. Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly (Album)
3813bcd3d4accb7634eea23a2a7ab190.1000x1000x1

Da gibt es nichts zu diskutieren: K.Dot hat mit »To Pimp A Butterfly« ohne den geringsten Hauch eines Zweifels das Album des Jahres abgeliefert und schafft auf knapp 80 Minuten den perfekten Balanceakt zwischen HipHop und Jazz, Entertainment und Consciousness sowie afroamerikanischer Identitätsstiftung und universeller Bedeutsamkeit dermaßen versiert, dass es einem die Sneaker auszieht. Verneig dich vor:

 
Alle Autorencharts im Überblick.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein