Action Bronson – Blue Chips 7000 // Review

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Action Bronson, Blue Chips 7000, Review

(Vice Records / Atlantic / Warner)

Wertung: Vier Kronen

Der Gewinner der Herzen des Release-Chaos am 25. August war womöglich Action Bronson, mittlerweile bekannt als nebenberuflicher Couch-Kiffer-Philosoph und Gourmet-Globe­trotter bei der Internetplattform Vice. Und nicht zuletzt auch deshalb einer der Rapper, der seinen exotischen Lebensstil in die Existenz gerappt hat. Früher war der New Yorker als Koch aktiv, heute sind das gute Essen, die Inselstrände und kreative Eskapaden, die er schon damals in den Mittelpunkt seiner Musik rückte, dank dem zweiten Standbein per Knopfdruck erreichbar. Vielleicht war dies auch der Grund, warum vor zwei Jahren Bronsons LP-Debüt »Mr. Wonderful« musikalisch auf zu große Abwege geraten war und eben auch etwas unter den Teppich kehrte, was den »Choreographer« eigentlich so besonders macht. »Blue Chips 7000« markiert nun den Abschluss eines Mixtape-Dreiteilers, und dazu die lang erwartete Rückkehr zur gewohnten Form. Diesmal ohne Aufsicht des Producer-Teams Party Supplies, dennoch mit einer herrlichen Bandbreite an obskuren Samples. Über Latin Jazz, nigerianischen Funk und thailändisches Schlagwerk werden das Leben und die Crew zelebriert – die Homies Meyhem Lauren (»Hot Pepper«) und Big Body Bes (»Durag vs. Headband«) steuern die extra Prise Flair inklusive ausgefeiltem Queens-Trashtalk bei. Bronson selbst stellt bereits zu Beginn des Albums fest: »I shot dope before I wrote this/Sniffed coke and did aerobics by the ocean«. Die neue Methode scheint Früchte zu tragen: Bronson wirkt losgelöster, wenn auch gewohnt unvorher­-sehbar (»I’m on a plane to Russia with a hard dick/And a tanktop from Target«), ignoriert gekonnt Songsstrukturen (»Let It Rain«) und hat mit »Let It Breathe« sogar einen heimlichen Radiotrack im Gepäck. Auch wenn der große Moment ausbleibt, ist »Blue Chips 7000« ein sehr farbenfroher Langspieler voller Neunziger-Popkultur-Referenzen, kulinarischer Reisetipps und Punchlines, verpackt in charismatischen NYC-Braggadocio, der ohne Füller auskommt, aber die ganz großen Bronsoliño-Momente vermissen lässt.

Text: Maximilian Hensch


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