Abdi – Verzeih mir Papa

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»It’s all about the cash. Es geht nur ums Geschäft. Geld machen, ob mit YouTube oder Smash«, rappt Abdi auf seinem Track »Verzeih mir Papa«. Doch mit was diese Jungs aus dem Großraum Frankfurt eigentlich so ihr Cash machen, ist bis dato noch das große Rätsel. Viel offensichtlicher ist jedoch der Umstand, dass die Haftbefehl-Nachhut angeführt von Bornheims Celo & Abdi aktuell mit wehenden Fahnen beweist, dass das Thema Straßenrap in der sich gerade sehr erfolgreich auf alte HipHop-Werte und neue Skinny Jeans beziehenden Deutschrap-Szene eben doch noch nicht gegessen ist.

Mit beeindruckender Beharrlichkeit tauchen neue Clips aus einem Mikrokosmos auf, der sich natürlich aus dem Erfolg der Aggro-Ära der Nullerjahre speist, aber sich dennoch musikalisch von der Talfahrt in die Langeweile und totale Austauschbarkeit und schließlich dem großen Absturz wenig anhaben lässt. Etliche Grabreden auf deutschen Straßenrap wurden bereits gehalten, neue Fackelträger mit offenen Armen empfangen, für die Kleingeistigen und Unwissenden hatte sich der Paradigmenwechsel vollzogen. Im Straßenkino der Azzlacks laufen die Filme dennoch gerade in Full HD, gerne gedreht von Immigrant Cinema. Straßenrap ist nicht tot! Er ist gerade so interessant wie lange nicht mehr.

Natürlich bedeutet dieser Umstand im Umkehrschluss nicht, dass man alles aus der Ecke bedingungslos feiern muss. Der Teufel liegt nicht nur im Detail (in jedem auch noch so kleinen, inakzeptablen Spiel mit brauner Gesinnung), sondern auch in der Masse von (erneut) auf den Film gekommenen Nachahmern.

Celo & Abdi bleiben trotz – oder gerade wegen – ihres jungen Alters Originale. Und sie haben das große Glück, musikalische Begleiter an der Seite zu haben, die Großes aus ihnen herausholen. Allen voran M3 & Noyd, die nicht nur die musikalische Hoheit auf Celo & Abdis Solodebüt »Hinterhofjargon« haben sollen, sondern jetzt auch ältere Songs des Duos mit neuen Beats ausstatten. Nachdem M3 & Noyd bereits Celos Solotrack »GTA« in ein neues Gewand packten, schnappten sie sich jetzt einen Abdi-Song.

Die M3 & Noyd-Reedition von »Verzeih mir Papa« hätte in der Form auch auf der Best Of-Platte von DJ Quik landen können. Die Originalversion mag mit Moll-Piano und stampfenden »Kopf hoch«-Drums den jahrelang antrainierten Straßenrap-Schlüsselreizen eher entsprechen und Abdis hinter Tickersprech versteckte Entschuldigung vielleicht passender unterlegen. Doch die sonnig aufkeimenden Synthie-Lines und simpel gesetzten Rhodes-Chords des Remix‘ machen aus iPod-Rap, zu dem man allein die Fäuste ballt, Boombox-Rap für das gemeinsame Sommer-BBQ von HipHop-Fans.

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