Kings of HipHop: A Tribe Called Quest

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Der Tribe ist eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Band, die es geschafft hat, ausschließlich gute bis sehr, sehr gute Alben zu machen. Drei 6-Kronen-, zwei 5-Kronen-Alben, alle auf ein und demselben Label – musikalisch sind Ali Shaheed Muhammad, Phife Dawg, Q-Tip und, manchmal, Jarobi White unfickbar. Nicht nur im HipHop. Generell. Auf ihre Art hat das vor ihnen niemand geschafft. Und eigentlich auch niemand danach. Ganz ohne Kontroverse, ohne Hysterie, ohne Aufruhr, ohne Geschrei. Einfach nur aufgrund ihrer Musik. Smoothe Samples und harte Drums – mit dieser Mischung haben sie ihre perfekte Formel gefunden, um damit Musik für die Ewigkeit zu schaffen und so vieles, was nach ihnen kam, nachhaltig zu beeinflussen. Diese Band hat gezeigt, wie man Rap machen kann, den sogar Leute lieben, die gar keinen Rap mögen. Die Liebe ist eben ein seltsames Spiel. Das Love Movement sowieso.

Seinen Ursprung nahm dieses Love Movement an der Murry Bergtraum High School, High School for Business Careers wohlgemerkt. Dort trafen Q-Tip und Ali das erste Mal aufeinander. Sie studierten Informatik und BWL. Ihr Hometurf St. Albans brachte bereits Musikgrößen wie Ella Fitzgerald, Count Basie, James Brown, John Coltrane und Miles Davis hervor, war aber immer auch Teil des Queens von Kool G Rap, Run DMC und LL Cool J. Sie wussten also, wie bös diese Straßen sein können. Dennoch klopften sie lieber unten in der Lower Eastside auf die Schultische und rappten dazu, als kleine Steine an der Ecke für neue Jordans zu verkaufen. Wieso das so war, können Soziologen wohl besser erklären – vielleicht waren sie schlauer als die Nachbarjungs, vielleicht ihre Elternhäuser intakter. Fakt ist: Zuhause standen Platten von Marvin Gaye und Stevie Wonder, aber eben auch von Lou Reed und Jimi Hendrix, die auf die Jungs eine magische Wirkung hatten. Oben in Queens sahen sie am Wochenende, wie all die Onkels und Cousins der Kumpels Platten auflegten. Die Mädels tanzten dazu, die Jungs waren zur Abwechslung mal friedlich. Dieses HipHop-Ding wurde für die Heranwachsenden immer interessanter. Zackbumm, sie wollten selbst HipHop machen.

 
Nur welchen? Für echte Revolutionsgedanken ging es ihnen zu gut, für die bedingungslose Zurschaustellung von Wertgegenständen zu schlecht. Marcus Garveys »Back to Africa«-Ansätze gingen zu weit, die Wurzeln waren dennoch so wichtig, dass man den Mutterkontinent mit Stolz auf der Brust trug. Die Zulu Nation war King, aber am Firmament blitzten so viele andere Sterne als dieser eine »Planet Rock«. Sozialkritik war gut, Privatbesitz aber eben auch. Ali Shaheed las und lebte den Koran, der Nachbarjunge Phife liebte große Old E-Flaschen und die Frauen, Tip konnte sich mit allem Genannten gut anfreunden. Dieses »Do The Right Thing«, der von Spike Lee wenig später filmisch phänomenal umgesetzte Befehl, gestaltete sich für die nach einer Identität zwischen B-Boy und Black Bohemian Suchenden äußerst schwierig. A Tribe Called Quests Anderssein, ihre Nerdigkeit, ihr musikalischer Horizont und ihr – zu dem Zeitpunkt noch schlummerndes – Talent machten sie aber bald zu Fackelträgern einer neuen Generation.

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