21 Savage – Issa // Review

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(Slaughter Gang/Epic Records)

Wertung: Drei Kronen

Es ist noch nicht all zu lang her, da ließ sich 21 Savage höchst leger auf der Couch von DJ Vlad nieder. Das vor ihm dekorativ drapierte Bargeld wollte einerseits Street-Cred ausstrahlen, andererseits aber auch künftigem Erfolg vorauseilen. Zur gleichen Zeit erschien dank Hilfe von Kult-Produzent Metro Boomin mit »Savage Mode« das bis dato kohärenteste und fokussierteste Projekt des noch kaum betuchten Rappers aus Atlanta. Ehre wem Ehre gebührte, verkündeten XXL nur wenige Wochen zuvor ihre Freshmen 2016, inklusive 21 Savage. Von da an lief die Uhr. Um den Hype zementieren zu können, musste ein Studioalbum her. Abseits der Musik übte sich Savage derweil in Selbstvermarktung. »Issa« sei ein von ihm kreierter Begriff geworden, den von nun an wirklich jeder nutze. Alle dazugehörigen Memes sagen das. Bereits der gleichnamige Promo-Track mit Drake und Young Thug zeigte jedoch die, nun ja, nur bedingte Viralität des Wortes. »Issa Album« möchte diese Viralität noch weiter multiplizieren, fährt allerdings ein ganz anderes Rennen. 21 Savage tritt hier gegen seine Lorbeeren aus der Zusammenarbeit mit Metro Boomin an. Der todessüchtige Terror-Trap von »Savage Mode« ist hier weitestgehend unter Kontrolle. Vom Lean gebremst, scheint er aber genau dagegen anzukämpfen. »They thought I only rapped about murder and pistols« heißt es gleich zu Beginn auf »Nothin New«, einem der besseren Tracks des Albums. Nein, dass fürs Album keine neuen Stilistiken probiert würden, ist ihm nicht vorzuwerfen. Mit Songs wie »FaceTime« löst er sich von der blutgetränkten Narrative und beschreibt ganz ungeniert seine Gefühle zu einer Frau (s/o Amber Rose). Das steht ihm durchaus auch ganz gut. Auf der anderen Seite reihen sich gelegentlich homophobe Momente als auch wenig Sinn ergebende Zeilen wie »I get head like Lewinsky« ohne Umwege in die dümmsten des Jahres ein. Klar, 21 Savage ist nicht für seine lyrische Versiertheit bekannt. Gleichzeitig gelingt es ihm aber zu selten, in seinem charakteristischen Minimalismus neue Ausdrucksformen zu finden, sodass man sich den Savage-Modus von einst bereits zurück wünscht.

Text: Tim Tschentscher

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