187 Strassenbande – Sampler 4 // Review

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(A!F!K!/Chapter One/Universal)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Deutscher Straßenrap ist schon lange kein Phänomen mehr, das sich absurde Schimpfwörter in maroden Tiefgaragen aus der Bauchtasche prustet. Straßenrap hat sich über die letzten Jahre zu einem massenkompatiblen Goldesel verwandelt – bestes Beispiel: die 187 Strassenbande. Kaum zu fassen, doch Gzuz, Bonez, LX, Maxwell und Sa4 haben mit »Sampler 4« erneut das bislang kommerziell erfolgreichste Deutschrap-Release 2017 veröffentlicht. Liegt dieser Erfolg an ihrer inhaltlichen Unverwechselbarkeit? Wohl kaum. Die geniale Banalität/ banale Genialität ihrer Texte weiß bereits seit dem ersten Sampler von 2009 bestens zu unterhalten. Stichwort: »Hauptschülerrap«. In »Sampler 4« geht es – wie immer – um Geld (nun im Überfluss vorhanden), Gewalt (legal, illegal, scheißegal), Genussmittel (sowohl Konsum als auch Vertrieb) und natürlich Girls (alles Schlampen, außer Mutti). Auch musikalisch wahrt man Effizienz: Jambeatz, Jumpa und The Cartez rollen gewohnt mal be­drohlichen, mal melancholischen Trap-Minimalismus unter den Ansagenasphalt des fünfköpfigen Rap-Monsters. Während der »Social Media King« Bonez MC im 2015 erschienenen »Sampler 3« noch »traurige Seelen, die im Internet leben« kritisierte, nur noch Klickzahlen-kompatibel agiert, scheint die Strassen­bande mittlerweile genau in diesem Kosmos angekommen zu sein und verwandelt unendliche Reichweite in Reichtum – jüngst wurde Bonez erst von der GfK als Künstler mit den meisten Interaktionen auf den wichtigsten Social-Media-Plattformen ermittelt. Der jungen Zielgruppe sei Dank (Grüße an Joe Kellys Sohn!), ergibt sich das Phänomen wohl aus dem Zusammenspiel folgender Faktoren: Bodenständigkeit, Wie­der­er­ken­nungs­wert, Nahbarkeit. Doch ist es auch der Zusammenhalt untereinander, den 187 seit Jahren verkörpert (»Und ich reite bei dir ein mit den Jungs/Und dann wird der Scheiß geteilt mit den Jungs«), der nicht bloß Sympathiepunkte, sondern Verkaufs- und Strea­mingzahlen in die Höhe schießen lässt – vergleichbar mit dem sympathi­schen Zweitligisten, der nun in der Champions League spielt. Am Ende folgt das wohlwollende »Lächeln«: »Unsere Lieder sind für immer, wenn wir sterben bleibt der Vibe/Diese Kaffeekanne meinte damals: Märchen schreibt die Zeit«.

Text: Killian Peters 

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